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Politik

Hörrundgang gegen Nazis

Leipziger Studenten erarbeiten Audio-Guide zu rechtsradikaler Gewalt in Leipzig

  Hörrundgang gegen Nazis | Leipziger Studenten erarbeiten Audio-Guide zu rechtsradikaler Gewalt in Leipzig

Im Sommer letzten Jahres kam Cornelia und Elisa bei einem Seminar des Theodor-Heuss-Kolleg die Idee zu einem Hörrundgang zum Thema »Spuren rechtsmotivierter Gewalt«. Das Theodor-Heuss-Kolleg befand die Idee für gut, sodass aus den Überlegungen ein Projekt entstehen konnte.

Im Sommer letzten Jahres kam Cornelia und Elisa bei einem Seminar des Theodor-Heuss-Kolleg die Idee zu einem Hörrundgang zum Thema »Spuren rechtsmotivierter Gewalt«. Das Theodor-Heuss-Kolleg befand die Idee für gut, sodass aus den Überlegungen ein Projekt entstehen konnte.

Im Dezember 2008 organisierten die beiden Studentinnen dann das erste Info-Treffen zu ihrem Vorschlag und begannen damit, ungefähr 15 Mitstreiter um sich zu sammeln. Damit waren sie im Januar für den vorbereitenden Workshop des Kolleg gerüstet und in der Lage, eine inhaltliche Konzeption zu erstellen: Leipzig wurde grob in Norden/Zentrum, Westen, Osten und Süden unterteilt. Jedem dieser »Stadtteile« wurde ein Track mit verschiedenen Stationen zugestanden. Des Weiteren sollte der Rundgang fotografisch dokumentiert werden. Mit diesem Plan im Hinterkopf wurden im Januar bereits erste Recherchen und Interviews in die Wege geleitet. Ziel des Projekts sollte aber nicht nur der reine Hörrundgang werden, sondern auch eine Wanderausstellung, in der sich die Besucher mit der Kombination aus den Hörproben und den Fotografien auseinander setzen können.

Die Idee umzusetzen, war allerdings alles andere als einfach: Die Gruppe bestand nur aus Studenten, in die Projektzeit fielen Prüfungszeit und Semesterferien – von Drohungen Rechtsradikaler bei Recherchen und Fotografie-Rundgängen ganz zu schweigen. Trotzdem beendete die kleine Gruppe in der letzten Woche beim Audio-Workshop die Arbeit an der ersten Rohfassung des Hörrundgangs. Abgesehen von einer »extremen Nachtschicht« und leichten Panikanfällen auf den letzten Metern sei jedoch alles gut gegangen, so die Projekt-Mitglieder.

Am 24. April wird die Rohfassung unter dem Motto »Bei uns doch nicht!« im Ausstellungsraum »Ortloff« vorgestellt. Die Wände des ansonsten kahlen Raumes sind mit Notizen und Mindmaps zu Tonaufnahmen, Interviews und verschiedenen Stadtteilen tapeziert. Die Fotos des Projektes werden an die Wand geworfen, während die InitiatorInnen und Berit Lahm von der Fachstelle für Extremismus und Gewaltprävention das Projekt vorstellen, und wiederholt die Notwendigkeit der Sensibilisierung betonen – schließlich nimmt die NPD dieses Jahr zum ersten Mal auch in Leipzig an Kommunalwahlen teil, und einigen Bürgern scheint noch nicht klar zu sein, was dies bedeutet.

So kommt bei den Hörproben des Audio-Guides auch ein Taxi-Fahrer zum Thema Thor-Steinar-Laden zu Wort. »Die können doch verkaufen, was sie wollen, so lange die Nachfrage da ist«, murrt er und schimpft auf die Personen und Initiativen, die Aktionen gegen den – inzwischen geräumten – Laden »Tonsberg« in der Leipziger Innenstadt organisierten. »Wegschauen und machen lassen« scheint auch die Devise anderer Protagonisten der Geschichten des Hörrundgangs zu sein: Oft spielen Passanten eine passive Rolle, während Menschen als »Zecken« beschimpft und bedroht, oder gar zusammengeschlagen werden.

Zusammengehalten werden die einzelnen Stationen von Musik, Begriffserklärungen und Überleitungen, die dafür sorgen, dass die Intervieweinspielungen und Geschehnisse nicht unkommentiert im Raum stehen. Insgesamt sind zwischen anderthalb und zwei Stunden Material entstanden, die bis zur Eröffnung der Wanderausstellung am 7. Mai in der Projekt- und Hörgalerie »A und V« noch dem Feinschliff unterzogen werden. Dann soll der Audio-Guide auch im Internet zum Download bereitstehen, um jedem die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Rundgang auf dem MP3-Player ganz persönlich mit dem Thema vertraut zu machen.


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