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Kultur

Voller Brennen

Die Regisseurin Elisa Jentsch bringt »Shoppen & Ficken« in die Cammerspiele

  Voller Brennen | Die Regisseurin Elisa Jentsch bringt »Shoppen & Ficken« in die Cammerspiele

Über ihre Inszenierungen spricht Elisa Jentsch wie über ein kleines Päckchen: »Ich trage sie überall mit mir hin. Zur Arbeit, in die Uni, mit ins Bett, sie sind wie ein großer Tagtraum, den man einfach mal irgendwohin träumt.« Ein Päckchen, das irgendwann fertig ist, um es den Menschen zu zeigen.

Über ihre Inszenierungen spricht Elisa Jentsch wie über ein kleines Päckchen: »Ich trage sie überall mit mir hin. Zur Arbeit, in die Uni, mit ins Bett, sie sind wie ein großer Tagtraum, den man einfach mal irgendwohin träumt.« Ein Päckchen, das irgendwann fertig ist, um es den Menschen zu zeigen.

Elisa Jentsch ist Regisseurin an den Cammerspielen. Man würde sie nicht für eine Regisseurin halten, fehlt ihr doch alle abgeklärte Theaterattitüde. Was vielleicht daran liegt, dass sie weder ein Regiestudium abgeschlossen, noch sich über unzählige Assistenzen hochgeboxt hat. Trotzdem inszeniert sie Stücke von solch kluger Absonderlichkeit, dass man sich wünscht, manch ein gestandener Theatermacher würde sich ein Stückchen von ihr abschneiden.

Mit »Mio, mein Mio« begann sie vor drei Jahren, Regie zu führen. Dann kam »Der stumme Diener« von Harold Pinter und schließlich »Träumer« nach dem Roman von Gilbert Adair und dem Film von Bernardo Bertolucci. Drei Schauspieler, etwas Sprühsahne und viele Matratzen brauchte Jentsch dafür, eine Intensität auf der Bühne entstehen zu lassen, die atemlos machte. Belohnt wurde sie dafür unter anderem mit dem Amateurtheaterpreis.

Dabei ist sie gerade einmal 25 und mitten in der Endphase ihres Studiums: Lehramt für Grundschule. Ihr Examen wird sie noch ablegen – aber sie ist sich sicher, dass sie nicht in diesem Beruf arbeiten wird, er würde sie nicht glücklich machen. Anders als Theater. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde: Regisseurin ist mein Traumberuf.«

Elisa Jentsch ist so voller Brennen fürs Theatermachen, dass sie plötzlich Sätze sagt wie »Ich glaube, ich strebe nach den großen Bühnen« – was kühn wirkt in Anbetracht dessen, dass die Cammerspiele die wohl kleinste Bühne der Stadt haben. »Träumer« hat sie darum gar nicht hier aufgeführt, sondern in verschiedenen größeren Spielstätten. Das Matratzenlager, die Spielwiesenatmosphäre, das wäre in den Cammerspielen nicht gegangen.

Ihre nächste Arbeit, »Shoppen & Ficken« von Mark Ravenhill, inszeniert sie wieder für die Wohnzimmerbühne. So dass man sich als Zuschauer dem Geschehen kaum entziehen kann. Es geht Elisa Jentsch um die Frage nach den menschlichen Werten in einer konsumgetriebenen Welt. Wie an alle ihre Themen geht sie ganz emotional heran, nähert sich ihren Figuren. Wie ein kleines Päckchen wird sie diese Inszenierung noch eine Weile mit sich herumtragen, nach Bildern suchen und an Szenen meißeln. Bis dann der Tagtraum fertig ist für die Bühne.


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