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Politik

»Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht zahlt, bleibt dumm«

Am 24. 11. demonstrierten tausende Studierende gegen schlechte Studienbedingungen und zu wenig Mitbestimmung

  »Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht zahlt, bleibt dumm« | Am 24. 11. demonstrierten tausende Studierende gegen schlechte Studienbedingungen und zu wenig Mitbestimmung

Seit einigen Wochen erfahren die Studentenproteste in Deutschland und Österreich eine überraschende mediale Aufmerksamkeit. Die Universität Leipzig beteiligte sich bisher nicht, obwohl doch nach der katastrophalen Einführung der neuen Masterstudiengänge Unmut herrschen müsste. Doch die Protestler des vergangenen Semesters wirken müde und resigniert. Ihr Engagement im Sommer konnte weder die Mehrheit der Studierenden noch tief greifende Veränderungen erreichen.

Seit einigen Wochen erfahren die Studentenproteste in Deutschland und Österreich eine überraschende mediale Aufmerksamkeit. Die Universität Leipzig beteiligte sich bisher nicht, obwohl doch nach der katastrophalen Einführung der neuen Masterstudiengänge Unmut herrschen müsste. Doch die Protestler des vergangenen Semesters wirken müde und resigniert. Ihr Engagement im Sommer konnte weder die Mehrheit der Studierenden noch tief greifende Veränderungen erreichen.

Doch am gestrigen Montag um ein Uhr mittags reagierten rund 80 Studierende und besetzten das Rektorat der Universität Leipzig. Ihre Forderungen wie Studiengebührenfreiheit, Reduktion des Leistungsdrucks und Bestandschutz der auslaufenden Studiengänge richten sich direkt an den Rektor Franz Häuser. Diese Punkte umschreiben laut Häuser jedoch nur den Status Quo, der in Sachsen gesichert sei.

Die Demo des StuRa, der Konferenz sächsischer Studierendenschaften und des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren zeigen, dass einige Studierende anderer Meinung sind. Die HRK ist eine Vereinigung von Rektoren aus 256 Hochschulen und versteht sich selbst als »Stimme der deutschen Hochschulen«. Sie formuliert Empfehlungen für die Hochschulpolitik, wie die Einführung von Studiengebühren und wird von ihren Kritikern als nicht demokratisch legitimiert betrachtet.

Darum zogen gestern unter dem Motto »Keine Stimme ohne uns – für eine demokratische Bildungspolitik« zwischen 4000 (ARD) und 9000 (StuRa) Demonstrierende durch die Leipziger Innenstadt. Ihre Forderungen gehen über die Kritik am HRK hinaus, bis auf das Studiengebührenverbot bleiben sie allerdings diffus. Demonstriert man gegen die Einführung oder die Umsetzung von Bologna? Unklar bleibt auch, wie stark man die gesellschaftlichen Verwertungszusammenhänge kritisieren möchte.

Da helfen auch abgenutzte Parolen wie »Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut« nicht gegen den Anschein, dass es sich bei der Demo vor allem um ein Event handelt. Das Label »links«, unter dem die Proteste in den Medien oft zusammengefasst werden, trifft dabei höchstens oberflächlich den Kern des Anliegens der aus ganz Deutschland angereisten Studierenden. Besonders stört die verkürzte Überhöhung der alten Studiengänge, deren Probleme schlichtweg ignoriert werden.

Einige Beiträge geben zumindest eine Richtung des Protestgegenstandes an. Prof. Meuschel des Leipziger Instituts für Politikwissenschaft fasst ihre Kritik an den Exzellenzinitiativen zusammen: »Die Exzellenzinitiative wäre weniger obszön, wenn es einen fairen, wissenschaftlichen Wettbewerb gäbe. (...) Doch die Tendenz der Zwei-Klassen-Universität verstärkt sich in der Lehre.« Applaus auf der Zwischenkundgebung am Bundesverwaltungsgericht. Und auch die nachvollziehbare Forderung von Christina Schrandt des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren kommt an: »Für eine freie Bildung- von der Kita bis zum Tod!«. Doch abgesehen von diesen Redebeiträgen scheint es bei der Demo eher ums Mitlaufen, als ums Mitprotestieren zu gehen. Die Wut fehlt, wohl auch deshalb, weil so einfach kein Sündenbock für die Misere auszumachen ist.

Die Besetzer des Rektorats wollen nicht weichen, bis der Rektor ihre Forderungen anerkennt oder zurücktritt. Wie schon im Sommer werden wieder Workshops angeboten, in denen sich die Studierenden austauschen können. Schließlich geht es vor allem darum, Freiräume zu schaffen, um überhaupt über Probleme reflektieren zu können. Denn dafür findet sich im Korsett eines Bachelor-Studiums keine Zeit. Schon aus diesem Grund ist die Protestwelle der Studierenden begrüßenswert.


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