Am 4. Dezember geht der Privatsender detektor.fm auf Sendung. Die Gründer – alle ehemalige Mephistos – wollen neuen, anspruchsvollen Hörfunk in Leipzig etablieren. Anfängliche Sendezeit: 16 bis 19 Uhr, die übrige Zeit läuft Musik. Für ihr Projekt bauen sie gerade ein großes, neues Studio in Schleußig aus. Wir haben die Initiatoren Hans Bielefeld, kaufmännischer Geschäftsführer, Christian Bollert, Chefredakteur und Anne von der Gönne, PR- und Marketing auf der Noch-Baustelle besucht.
Am 4. Dezember geht der Privatsender detektor.fm auf Sendung. Die Gründer – alle ehemalige Mephistos – wollen neuen, anspruchsvollen Hörfunk in Leipzig etablieren. Anfängliche Sendezeit: 16 bis 19 Uhr, die übrige Zeit läuft Musik. Für ihr Projekt bauen sie gerade ein großes, neues Studio in Schleußig aus. Wir haben die Initiatoren Hans Bielefeld, kaufmännischer Geschäftsführer, Christian Bollert, Chefredakteur und Anne von der Gönne, PR- und Marketing auf der Noch-Baustelle besucht.
kreuzer online: Ist die erste Sendung schon fertig?
CHRISTIAN BOLLERT: Zum Großteil. Nicht zu 100 Prozent, aber ist ja auch noch Zeit. Wir wollen dann auch keine totale Konserve senden, sondern relativ aktuell sein.
kreuzer online: Habt ihr schon feste Sendeformate?
BOLLERT: Ja, wir haben eine regelmäßige Rubrik »Neulich«, wo wir in ungewöhnlichen Situationen das Mikro hinhalten und die banale Frage stellen: »Was machen Sie denn da?« Das kann der Mann auf der Leiter sein oder der Kontrolleur im Zug. Im Dezember haben wir unseren akustischen Adventskalender. Jeden Tag hat eine bekannte Band – die Sterne, Heather Nova und andere – für uns einen Akustiktrack eingespielt. Den gibt es dann zum kostenlosen Download auf der Seite.
kreuzer online: Wie habt ihr euch hier in der Stadt bekannt gemacht?
HANS BIELEFELD: Am 29. Dezember gibt es eine große Kick-off-Party mit Band und DJ im Pilot. Am 10. Dezember gibt es hier im Studio einen Empfang für Freunde, Unterstützer und Kooperationspartner. Dann kann man sehen, wie wir hier Radio machen. Natürlich ist auch Facebook ein Weg, um uns bekannt zu machen.
BOLLERT: Dort haben wir eine Diskussion, was der erste Song sein soll, den wir spielen. Da gibt es schon 40 Kommentare mit Vorschlägen. Vielleicht ist dort DER Song dabei, den wir dann auch spielen, aber das steht noch nicht fest.
ANNE VON DER GÖNNE: Klassische Werbemittel natürlich auch. Klassische nationale Öffentlichkeitsarbeit – alle Zeitschriften, Zeitungen.
BOLLERT: Wir werden auch twittern und eine Myspace-Seite wird es geben.
kreuzer online: Um welche Themen soll es bei euch gehen?
BIELEFELD: Wir senden von 16 bis 19 Uhr, dort haben wir klassische Magazinsendung mit national relevanten Themen, die hintergründig behandelt werden. Das ist mal mehr Politik, wenn der SPD-Parteivorsitzende zurücktritt, es kann aber auch ein kultureller Schwerpunkt sein. Am Wochenende sind es eher Formate zum zurücklehnen, wie Reise oder Literatur.
VON DER GÖNNE: Aktualität steht bei uns nicht im Vordergrund. Es geht nicht darum, der erste zu sein, der irgendwas meldet.
BOLLERT: Wir wollen nicht an der Minutenhatz um Nachrichten teilnehmen. Das können andere viel besser. Unsere Stärke ist es eben, Dinge anders zu beleuchten und dahinter zu gucken.
kreuzer online: Dazu braucht man einiges an Manpower.
BOLLERT: Unser journalistisches Kernteam besteht aus fünf Redakteuren. Plus ein großes Netzwerk an Leuten, die vom RBB aus Berlin oder aus Magdeburg vom MDR kommen und bei uns eine Woche moderieren wollen, weil sie ihr kreatives Potenzial beim RBB oder MDR nicht ausleben können und eine Woche so Radio machen wollen, wie sie sich und wir uns das vorstellen: anspruchsvoll, qualitativ hochwertig.
kreuzer online: Nebenbei betreibt ihr ein Journalistenbüro?
BOLLERT: Ja, dort arbeiten fünf freie Journalisten, die einen Arbeitsplatz mieten und die ihre eigenen Geschichten machen. Wenn die Sachen auch für uns interessant sind, finden die auch bei detektor statt. Wir wollen auch, dass wir als Team zusammenarbeiten.
kreuzer online: Sind die Beiträge Bestandteil des Mietvertrages für den Arbeitsplatz?
BIELEFELD: Man hat einfach eine Erwartungshaltung formuliert: Ihr kriegt den Arbeitsplatz und ihr bezahlt uns das auch mit Inhalten. Aber nicht als Verpflichtung einer monatlichen Anzahl. Das muss auch eine Spaßgeschichte sein. Wenn da eine Drucksituation entsteht, befinden wir uns schon auf dem falschen Weg.
kreuzer online: Wessen Ursprungsidee war detektor.fm eigentlich?
BIELEFELD: Christian und Markus haben 2008 mit einem Städte-Podcast begonnen, aus dem die Idee eines Radiosenders entstand.
BOLLERT: Der Podcast hieß Livewächter und kam total gut an. 150-200 Leute haben den wöchentlich abonniert. Da dachten wir, es wäre schön, noch Musik drum herum zu spielen. Und so kamen wir auf die Idee, was man für Internetradio braucht.
kreuzer online: Aber Internetradio lässt sich doch kleinformatig machen, warum so aufwendig mit Studio, riesigen Räumen, Journalistenbüro?
BOLLERT: Mir reicht das nicht. Ich habe am Radio immer schon nicht nur die Musik geschätzt, sondern auch die Moderatoren, die Interviews, Klangelemente, Jingles. Gutes Radio, das durchgehend hörbar ist. Das den Hörer ernst nimmt und ihn nicht nur zu Gewinnspielanrufen auffordert. Deswegen war für mich klar, wenn Radio, dann richtig.
kreuzer online: Glaubt ihr, dass das UKW-Radio ausstirbt?
BOLLERT: Irgendwann wird Internet der einzige Verbreitungsweg von Radio sein. Weil es das Medium schlechthin ist. Es gibt einen Rückkanal, durch die Möglichkeit von Kommunikation in Form von Kommentaren. Das hat man mit Digital-Radio versucht, es hat aber nicht durchgesetzt. WLAN hingegen hat sich längst durchgesetzt.
HB: Das entscheidende Argument ist aber der Kostenpunkt: Internetradio kostet viel weniger und man kann national senden.
kreuzer online: Welchen Lokalanspruch habt ihr? Ist detektor auch ein Radio für Leipzig?
BOLLERT: Wir haben einen nationalen Fokus in unserer Themenwahl. Das kann Leipzig sein – die Hochschulrektorenkonferenz zum Beispiel. Wir sitzen in Leipzig und wir kommen aus Leipzig, aber wir sind kein Lokalradio für die Stadt. Wir sind auch kein Ostdeutschlandradio oder so was. Aber wir haben natürlich unsere Identität hier: wir sind ja nicht umsonst hier.