anzeige
anzeige
Kultur

Publikum im Knast

In der Inszenierung »PNPTCN 1214« lernen die Insassen, sich unterzuordnen

  Publikum im Knast | In der Inszenierung »PNPTCN 1214« lernen die Insassen, sich unterzuordnen

Wenn man sich in die Hände anderer Menschen begibt, dann hat man entweder Vertrauen zu ihnen oder ist ihnen wehrlos ausgeliefert. Warum sollte man aber ins Theater gehen, um sich von Leuten in Verkleidung Befehle erteilen zu lassen und diesen dann auch noch Folge leisten? »PNPTCN 1214« vom Leipziger Intermedia Orkestra verlangte genau das.

Wenn man sich in die Hände anderer Menschen begibt, dann hat man entweder Vertrauen zu ihnen oder ist ihnen wehrlos ausgeliefert. Warum sollte man aber ins Theater gehen, um sich von Leuten in Verkleidung Befehle erteilen zu lassen und diesen dann auch noch Folge leisten? »PNPTCN 1214« vom Leipziger Intermedia Orkestra verlangte genau das.

Auf Geheiß der Wärter stellen sich die Zuschauer im LOFFT auf zu Personalienkontrolle und Leibesvisitation. Alle kramen eilig und pflichtschuldig ihre Ausweise hervor. Nach einer kurzen Einweisung in Verbote und Gebote kann der Spaß beginnen. Es wird lautstark Fleisch geklopft, Schreie und irres Lachen sind ebenso zu hören wie die schüchternen Ansagen eines einsamen Mädchens: »Ich will allein sein.« Anderswo wird DNS gesammelt und werden seltsame Fragen zu Gefühlen gestellt. Lediglich auf dem Klo hat man seine Ruhe, da man dort nur auf Mitinsassen trifft. Und Lektüre gibt es auch, z. B. »Per Anhalter durch die Galaxis«.

Die eindeutigen Übertretungen – die Verletzung der Privatheit, das Bestrafen von unerwünschtem Verhalten sowie die Spielchen, die auf die Erzeugung von Unbehagen abzielen – verfehlen ihre Wirkung nicht. Viele Zuschauer sind beeindruckt. Gleichzeitig kommt es zu Solidaritätsaktionen gegen »Die«, werden sich untereinander, von den Wärtern unbemerkt, Hinweise gegeben, worauf man zu achten hat. Dieser Gehorsamsreflex ist erstaunlich, aber auch der Spielsituation geschuldet, in der sich alle befinden. Nur die Wärter dürfen nicht von ihrem Ernst abrücken, sind sie doch die wahre Maschinerie.


Kommentieren


0 Kommentar(e)