In den letzten Jahren war es etwas ruhig geworden um Esther Schweins. Nach dem Welterfolg ihres Regiedebüts Caveman und einigen kleineren TV-Rollen schien sich die rothaarige Schauspielerin ins Private zurückgezogen zu haben. Hin und wieder zeigte sie noch Präsenz als Moderatorin der Magazinsendungen Foyer und Theaterlandschaften oder als deutsche Synchronstimme der Prinzessin Fiona in Shrek. Ansonsten brodelte nur eine undurchsichtige Gerüchteküche um die »rastlose Nomadin« und Ehefrau eines Mallorquiners.
In den letzten Jahren war es etwas ruhig geworden um Esther Schweins. Nach dem Welterfolg ihres Regiedebüts Caveman und einigen kleineren TV-Rollen schien sich die rothaarige Schauspielerin ins Private zurückgezogen zu haben. Hin und wieder zeigte sie noch Präsenz als Moderatorin der Magazinsendungen Foyer und Theaterlandschaften oder als deutsche Synchronstimme der Prinzessin Fiona in Shrek. Ansonsten brodelte nur eine undurchsichtige Gerüchteküche um die »rastlose Nomadin« und Ehefrau eines Mallorquiners.
Nun kehrt die ehemalige RTL Samstag Nacht-Comedienne mit einer neuen Inszenierung zurück auf deutsche Bühnen. »Hi Dad! Hilfe. Endlich Papa« heißt ihre Solo-Comedy, die bereits in Hamburg und Halle mit Erfolg lief und nun auch dem Leipziger Publikum den ein oder anderen Lacher entlocken möchte.
kreuzer: Im »Caveman« ging es um die typischen Probleme zwischen Mann und Frau, jetzt nehmen Sie erneut die zwischenmenschliche Privatsphäre aufs Korn. Ist es nicht irgendwann genug mit den ständigen Männer- und Frauenklischees?
ESTHER SCHWEINS: In »Hi Dad« geht es ja nicht wirklich um das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, sondern um die Urängste des Mannes vor dem Nestbau. Während die Frau im Stück sich sehnlichst Kinder wünscht, möchte er auf keinen Fall seine Freiheiten einbüßen. Am Ende stellt er aber fest, dass er viel mehr gewonnen als verloren hat. Ein Klischee, klar, aber solche Typen gibt es doch tatsächlich wie Sand am Meer. Kurioserweise werden gerade die oft die besten Familienväter. Das jedenfalls kenne ich aus meinem Bekanntenkreis.
kreuzer: Seit der letzten Regiearbeit sind inzwischen zehn Jahre vergangen. Was hat Sie bewogen, gerade jetzt mit einem neuen Bühnenstück zurückzukehren?
SCHWEINS: Zum einen fiel mir der Stoff regelrecht in die Hände: Ein ehemaliger »Caveman«-Mitwirkender hatte die Originalinszenierung in Island gesehen und fand das Stand-up-Material wie geschaffen für mich. Aber wahrscheinlich hätte ich mit dem Thema zu der Zeit, als ich selbst noch keine Kinder hatte, gar nichts anfangen können, weil ich mir für die Gags irgendwas aus den Fingern hätte saugen müssen. Als zweifache Mutter ist mein Horizont zwangsläufig ein anderer geworden – ich konnte auf einmal meine ganz persönlichen Erfahrungen einbringen. Für eine authentische Regie ist das meiner Meinung nach ungemein wichtig. Schließlich stimmten aber nicht nur Timing und Stoff, sondern auch die Rahmenbedingungen für das Projekt. Ich musste meine Kinder nicht alleine lassen, die Schauspieler konnten für die Proben zu mir nach Mallorca kommen.
kreuzer: Gibt es Unterschiede zwischen Ihrer Inszenierung und dem Originalstück?
SCHWEINS: Ja, es gibt zum Beispiel einige Gags, die nur bei uns und nicht im Originalstück von Bjarni Haukur Thorsson vorkommen – weil sie persönlicher Natur oder aber weil sie typisch deutsch sind. Wie schon beim »Caveman« hatte ich auch diesmal das Glück, dass man mir die Freiheit zur eigenen Gestaltung gewährte. Deswegen haben wir auch bei der Darstellungsform etwas experimentiert. Statt eines Stand-up-Comedians, der die Geschichten lediglich nacherzählt, steht im deutschen Stück ein Schauspieler auf der Bühne, der in die Figuren hineingeht und sie spielt. Diese Form der Präsentation fand ich passender, weil sie die Möglichkeit gibt, emotional zu werden. Mir gefällt es, wenn ich am Ausgang stehe und sehe, dass das Publikum erschöpft ist, dass einige noch lachen und andere sich ein paar Tränen wegwischen.
kreuzer: Also geht es gar nicht um reines Amüsement? Ist es nicht genau das, was das Publikum will?
SCHWEINS: Natürlich soll das Stück unterhalten. Aber gute Unterhaltung ist doch immer mit einem gewissen Anspruch verbunden. Und ich möchte sowieso immer alles: tief greifen, rühren – und in der nächsten Sekunde komische Momente auf den Tisch packen. Deswegen lieben die Leute auch amerikanische Filme, weil die Amerikaner sich nicht um Konventionen scheren und diesen Wechsel von Hoch und Tief einfach wagen. Woody Allen ist da ein wunderbares Vorbild. Wahrscheinlich ist es letztlich eine Frage des Stehvermögens, ob man als Regisseur die Balance von Unterhaltung und Niveau hält. Oder ob man das dem Zuschauer abverlangen möchte. Aus meiner Erfahrung heraus geht das Publikum meist viel weiter mit als man denkt – man muss es nur an die Hand nehmen. Ich fühle mich auch nicht verpflichtet, einen krachledernen Schenkelklopfer nach dem anderen hinzulegen.
kreuzer: Und doch sind Sie für die meisten immer noch die rothaarige Ulknudel aus RTL Samstag Nacht, obwohl Sie sehr vielseitig agieren. Dass Sie nun wieder in die Comedy-Szene einsteigen, wird Ihr Image als Spaßmacherin eher zementieren als demontieren. Stört Sie das nicht?
SCHWEINS: Ehrlich gesagt nein. Das ist natürlich auch eine ganz bewusste Entscheidung, denn wenn ich mir die Schere im Kopf selbst ansetze, kann ich eine Rolle ja gar nicht mehr spielen. Überhaupt funktioniert eine Schublade nur dann, wenn ich drin bin, sobald einer sie aufmacht. Aber es stimmt schon, die Außenwirkung ist schwer kontrollierbar. Man muss eben so oft ernsthafte Rollen spielen und zeigen, was alles in einem steckt, bis kein Zuschauer mehr unten sitzt und sich fragt, »warum macht die denn jetzt nichts Komisches?«