Da steht er nun und betrachtet die Felder. Christian ist zurück in seinem »Vaterland«, wie er es nennt. Später werden wir wissen: Damit meint er nicht Dänemark, in dem er aufgewachsen ist. Sondern das Haus seiner Kindheit, ein Haus voller Schmerzen.
Da steht er nun und betrachtet die Felder. Christian ist zurück in seinem »Vaterland«, wie er es nennt. Später werden wir wissen: Damit meint er nicht Dänemark, in dem er aufgewachsen ist. Sondern das Haus seiner Kindheit, ein Haus voller Schmerzen.
Die Leipziger Inszenierung bleibt dicht am Film von Thomas Vinterberg. »Das Fest« von 1998 ist einer der erfolgreichsten Dogma-Filme – grausam, beklemmend, unerträglich: Auf dem 60. Geburtstag seines Vaters, eines wohlhabenden Hoteliers, verkündet Christian unvermittelt: Sein Vater Helge hat ihn und seine Schwester jahrelang sexuell missbraucht. Die feine Geburtstagsgesellschaft will dieses Geständnis am liebsten ignorieren – »Skól!« – und feiert einfach weiter.
Anfangs wirken die Schauspieler noch wie sketchartig drapiert, die Pointen stimmen nicht, keine Stringenz entsteht. Doch dann verdichtet sich der Psychoterror auf der blumentapezierten Bühne immer mehr, bis es einem die Kehle zuschnürt. Und je mehr der Deckel hochblubbert, desto mehr besaufen sich die Gäste, stopfen smalltalkend Häppchen in sich hinein. Ohne dem Film platt nachzueifern, lässt Regisseurin Martina Eitner-Acheampong eine ganz eigene Stimmung entstehen, die jeden Zuschauer betrifft: Wovor verschließen wir die Augen, damit die mühsam konstruierte Ordnung in unserem Leben keine Brüche erfährt?
Am Ende sitzt eine entzweite Familie beim Katerfrühstück. Vögel zwitschern im Morgenlicht. Vaterland ist abgebrannt.