Nun stelle man sich einmal vor, nach Leipzig zu ziehen, ohne ein Wort Deutsch sprechen zu können. Spätestens beim Gang zur Meldebehörde kristallisiert sich heraus: Mit der Bürokratie Deutschlands ist nicht gut Kirschen essen. Und die Ladys hinter dem Tresen dort wirken nicht so, als ob sie das vierseitige Formular mal eben übersetzen wollen.
Nun stelle man sich einmal vor, nach Leipzig zu ziehen, ohne ein Wort Deutsch sprechen zu können. Spätestens beim Gang zur Meldebehörde kristallisiert sich heraus: Mit der Bürokratie Deutschlands ist nicht gut Kirschen essen. Und die Ladys hinter dem Tresen dort wirken nicht so, als ob sie das vierseitige Formular mal eben übersetzen wollen.
Klar. Jeder Anfang ist schwer. Aber wenn man die Sprache eines Landes nicht spricht, kann sich der Alltag einsam anfühlen. Deshalb haben sich Kim Rupp-Gregory und Christina Nielsen-Marsh, zwei anglophone Zuwanderinnen, zusammengetan und Leipzig Zeitgeist gegründet – Leipzigs erstes englischsprachiges Stadtmagazin. Die LZ gibt es nunmehr seit zwei Jahren. Seitdem hat es sich von einem Flugblatt zu einem immerhin 19 Seiten starken Magazin entwickelt. Die Auflage beschränkt sich auf 300 Exemplare, die in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung und an ausgewählten Stellen zu erwerben sind. Eine gute Bilanz für ein so risikoreiches Unternehmen.
Die Gründerinnen wollten ihre eigenen Erfahrungen weitergeben und es Zugezogenen leichter machen. »Es gibt keinen zentralen Treffpunkt in Leipzig, oder zum Beispiel Restaurant-Kritiken auf Englisch«, meint Kim Rupp-Gregory. Und Christina Nielsen-Marsh, die die ersten Jahre in der Stadt im Max-Planck-Institut als Wissenschaftlerin arbeitete, gibt zu, dass sie nach drei Jahren immer noch keine Vorstellung davon hatte, was in Leipzig los ist. Dabei richtet sich das Magazin keinesfalls nur an Muttersprachler. Deutsche Englischliebhaber und Englischsprechende gehören ebenso zur Zielgruppe. Ein Blick in das Magazin macht klar, dass es eine Mischung aus Kulturmagazin, Zugezogeneninformation und Sprachführer ist. Aber auch politisch Aktuelles, städtische Persönlichkeiten und gesellschaftliche Debatten werden hier aufgeführt. Alles in stilvollem Design vom Artkolchose Kollektiv.
Der Ausländerbeauftragte der Stadt Leipzig, Stojan Gugutschkow, äußert bei dem Stichwort fremdsprachige Medien allerdings Bedenken. »Wenn man das Beispiel nimmt, dass die türkischstämmige Bevölkerung in Deutschland nur türkischsprachige Medien konsumiert, so ist die Debatte nach Integrationsförderung ziemlich heiß.« Seiner Meinung nach wäre es sinnvoller, in die Verbesserung der Deutschkenntnisse von Ausländern zu investieren, statt immer alles in die Fremdsprache zu übersetzen. Wo beginnt Weltoffenheit? Ist die englische Sprache nicht wichtiger Bestandteil? Sicher, die Stadt stellt Informationen zu Organisatorischem in allen möglichen Sprachen zur Verfügung. Von der Ansage in der Tram rund um den Hauptbahnhof einmal abgesehen aber sind alltägliche Mehrwerte meistens nur in deutscher Sprache erhältlich. Dafür soll Zeitgeist eintreten. Und das Magazin spricht nicht nur ausländische Mitbürger an, sondern alle. Auch die Immigrationsbefürworter!