»Die Situation ist besser als vor zehn Jahren«, beginnt Olaf Hansen seine Ausführungen über die aktuelle Situation des deutschen Kinderfilms. Hansen ist Geschäftsführer des Landesfilmdienst Sachsen e. V., der in diesem September zum zehnten Mal das Leipziger Kinder- und Jugendfilmfest LEoliese veranstaltet.
»Die Situation ist besser als vor zehn Jahren«, beginnt Olaf Hansen seine Ausführungen über die aktuelle Situation des deutschen Kinderfilms. Hansen ist Geschäftsführer des Landesfilmdienst Sachsen e. V., der in diesem September zum zehnten Mal das Leipziger Kinder- und Jugendfilmfest LEoliese veranstaltet. Ursächlich für die verbesserte Lage des Kinderfilms sieht Hansen vor allem, dass die öffentlich-rechtlichen Sender mehr Defa-Filme in ihr Programm aufgenommen haben sowie die Einrichtung des Kinderkanals. Trotzdem sei insbesondere die Quantität immer noch unzureichend. Eine Einschätzung, die auch der Regisseur Rolf Losansky teilt (u. a. »Hans im Glück« (1998)): »Die Produktion des Kinderfilms ist leider nicht kontinuierlich. Das war in der DDR anders.« Damals wurden jährlich circa 40 Kinderfilme abgedreht. Heute sind es bundesweit 20, was jedoch eine deutliche Steigerung gegenüber den Nachwendejahren ist, in denen die Produktion bei lediglich zehn Filmen lag.

Im Kino sind Kinderfilme trotz der gestiegenene Produktionszahlen selten zu finden. Der Hauptgrund: Kinderfilme sind meist unrentabel, denn sie können nur im Nachmittagsprogramm gezeigt werden. Zudem sind es nicht die Kinder, sondern die Eltern, die letztlich den Eintritt bezahlen. »Deshalb laufen viele Filme heute als Familienfilme«, erläutert Antje Windolph, Projektleiterin der LEoliese. Bestes Beispiel sind die erfolgreichen Disney- und Pixarproduktionen. Filme wie »Wall-e« (USA 2008, Animation) oder »Ratatouille« (USA 2007, Animation) mögen zwar mit ihren lustigen Charakteren und Bildern auch für Kinder interessant sein, Humor und Botschaft zielen jedoch eher auf ein reiferes Publikum ab.

Für die Kinobetreiber sind Kinderfilme meist ein Verlustgeschäft. Hansen gibt ein Rechenbeispiel: »Wenn ein Kino einen Film vier Wochen lang zeigen will, bezahlt es eine Garantiesumme von 200 Euro an den Verleih. Dieser erhält auch 50 Prozent der Einnahmen, die über die 200 Euro hinausgehen.« Deshalb funktioniere das Prinzip Buschfunk bei Kinderfilmen nicht, so Hansen. Wenn sich nach einigen Wochen ein guter Film herumgesprochen habe, sei dieser zumeist schon wieder aus dem Programm genommen. Chancen haben so vor allem große Produktionen, hinter denen häufig auch ein großes Werbebudget steht.
Dass gute Kinderfilme im Kino dennoch erfolgreich sein können, zeigen die Festivals, wie das Kinderfilmfest auf der Berlinale, das Deutsche Kinder-Medien-Festival »Der goldene Spatz« in Erfurt oder »Schlingel« – das Internationale Filmfestival für Kinder und junges Publikum in Chemnitz. Dort sind die Säle meist bis auf den letzten Platz gefüllt. Kleinere Festivals gibt es in Frankfurt/Oder und Augsburg. Auch die Leipziger Filmkunstmesse hat in diesem Jahr vier Kinderfilme im Programm. Volle Säle sind den Veranstaltern der LEoliese nicht unbekannt. Dennoch ist das Festival, mit dem erklärten Ziel gute Kinderfilme aus der Nische Fernsehen ins Kino zu holen, ein Zuschussgeschäft und auf Sponsoren und das Entgegenkommen der Verleihe angewiesen, die ihre Filme kostenlos oder preisreduziert zur Verfügung stellen. Hansen: »Beim Kinderfilm ist es wie mit der Bildung, vieles hängt von Subventionen ab.« Trotz der nicht unbedingt rosigen Gegenwart sehen die Veranstalter der Leoliese optimistisch in die Zukunft. »Die schöne Erkenntnis der vergangenen Jahre ist, dass der Kinderfilm nie aussterben wird«, sagt Windolph und ihr Kollege Hansen ergänzt: »Die Menschen vergessen vor allem die guten Dinge nicht, wenn sie älter werden und Kinderfilme sind gute Erinnerungen.«
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