Mitunter gehören Umzüge deshalb zum guten Ton, weil sie Dynamik andeuten und den Umziehenden als rastlos und innovativ erscheinen lassen. Manchmal folgt der Umzugszwang auch nur der Not: Die Innenstadt ist Investorenland, kaum eine freie Nische findet sich dort noch. Aus diesem Grund brechen die Designers’ Open, das Designfestival mit Messecharakter, ab Donnerstag wieder zu neuen Ufern auf und verlegen ihren Standort gleich in doppelter Hinsicht. Zeitgleich startet die Grassimesse mit ihrer Verkaufsschau für Angewandte Kunst und Design.
Mitunter gehören Umzüge deshalb zum guten Ton, weil sie Dynamik andeuten und den Umziehenden als rastlos und innovativ erscheinen lassen. Manchmal folgt der Umzugszwang auch nur der Not: Die Innenstadt ist Investorenland, kaum eine freie Nische findet sich dort noch.
Aus diesem Grund brechen die Designers’ Open, das Designfestival mit Messecharakter, auch in diesem Jahr wieder zu neuen Ufern auf und verlegen ihren Standort gleich in doppelter Hinsicht. Hatte man sich im letzten Jahr noch im leer stehenden Merkurhaus, der früheren Karstadt Sport-Filiale, zum Branchen- und Szenetreff versammelt, beschreiten die Festivalmacher Jan Hartmann und Andreas Neubert nun den Weg der Zellteilung. Im opulent ausgestatteten Hôtel de Pologne in der Hainstraße sowie in Kretschmanns Hof haben die Besucher erstmals die Wahl zwischen zwei Messen, der DO-Market und DO-Industry: Hartmann und Neubert trennen in Otto-Normal-Publikum und Fachbesucher.
Keine familiäre Vermischung der Interessenlagen mehr? Kein kunterbuntes Nebeneinander von Gestaltern, die sich alle unterm weiten Designdach versammeln? Er habe eine »bessere Ordnung und Transparenz« schaffen wollen, sagt Designers’ Open-Mitinitiator Hartmann. Die Aufsplittung sei eine »logische Konsequenz aus den Stimmen verschiedener Aussteller«, denen die Akquise im Bereich des Industriedesigns erleichtert werden soll. Den Befürchtungen, die Messe könne dadurch zu einem sterilen Event für Geschäftskunden werden, nehmen die Veranstalter von vornherein den Wind aus den Segeln. In den sogenannten DO-Spots, über die Stadt verstreuten Läden und Ateliers, stellen Leipzigs Kreative als Satelliten zur Hauptmesse aus.
Einer aus dem Viertel, in dem die Stammklientel der Designers’ Open gemeinhin vermutet wird, zieht für die Dauer des Festivals aus dem Kreativkiez in die City: Der Koch und Künstler Thomas Wrobel, der in seinem Plagwitzer »Raum um zu essen« jeden Mittag ein Tagesgericht aus der Küche Sichuans kocht, wird gemeinsam mit dem Leipziger Designer Jo Zarth eine »Garstraße« am Ort des Festivals aufbauen. Über die Ästhetik der chinesischen Volksküche schlägt die Designers’ Open dann auch einen Bogen zu den Chinoiserien, die im Grassi Museum für Angewandte Kunst gesammelt werden. Dort, und das geht im Festival-Trubel für gewöhnlich unter, findet zeitgleich mit der DO die traditionsreiche Grassimesse statt. Genau dort starteten Hartmann und Neubert vor fünf Jahren – als Satelliten zur Hauptveranstaltung.
Zeitgleich startet am Donnerstag Abend auch die Grassi Messe, die Verkaufsschau für Angewandte Kunst und Design im Grassi Museum. Rund 100 extra von einer Jury ausgewählte Kunsthandwerker, Designer, Fachhochschulen und Künstlergemeinden aus ganz Europa und Übersee zeigen und verkaufen hier ihre neuesten Arbeiten. Parallel zeigt die Reihe "Filme im Grassi" zwei ausgewählte Streifen: "Die Tunisreise – Paul Klee (Le voyage à Tunis)" aus dem Jahr 2007 und "Keith Haring (The Universe of Keith Haring)" von 2008.
Die Grassi Messe versteht sich als internationales Forum für Angewandte Kunst und Produktdesign. Bereits 1920 startete das Museum einen "Treffpunkt der Moderne", seit der Neugründung 1997 will man mit der alljährlich am letzten Oktoberwochenende stattfindenden Messe an diese lange Tradition anknüpfen.