Artikel 20, Absatz 4 des Grundgesetzes – bekannt als Widerstandsartikel – sowie zwei abgemagerte Gäule auf dem Hof des Junkers von Tronka bilden den Kern eines kurzweiligen Theaterabends, der Geschichts- und Literaturunterricht mit politischer Bildung verbindet. Und das Grundgesetz gibt es als Dankeschön gratis dazu – ab 6. Januar im LOFFT.
Artikel 20, Absatz 4 des Grundgesetzes – bekannt als Widerstandsartikel – sowie zwei abgemagerte Gäule auf dem Hof des Junkers von Tronka bilden den Kern eines kurzweiligen Theaterabends, der Geschichts- und Literaturunterricht mit politischer Bildung verbindet. Und das Grundgesetz gibt es als Dankeschön gratis dazu.
In der Kleist’schen Geschichte um Michael Koolhaas, der um seines guten Rechts willen einen Volksaufstand anzettelt, gibt Schauspielerin Renate Regel neben dem Aufrührer auch alle anderen Figuren und galoppiert sie durch die wichtigsten Stationen im Kampf um die konfiszierten Rappen. Das ist locker inszeniert und mit Anspielungen auf Stuttgart 21 und die Castor-Transporte verziert. Gronaus These: Auch heute werden Grundrechte massiv verletzt und die da oben haben sich gegen die da unten verschworen.
Die Komplexität der Geschichte löst sich auf in Brieftheater, das Renate Regel in einer sympathischen Unbedarftheit präsentiert. Ihre Kohlhaas kämpft gutgläubig, aber mit nibelungenhafter Treue für die rechte Sache. »Ich bin das Volk, kein Polizist wird seinen Arbeitsplatz verlieren«, rudert sie zwischen Koolhaas und Baumschützern umher, während im Hintergrund die Berlin-Skyline als Schattenriss den Bezug zur großen Politik herstellt.
Die Aktualisierungen zur Gefechtslage im Kampf um Gleichheit vor dem Gesetz sind, trotz einiger gut gesetzter Pointen, bemerkenswert vorhersehbar und das Messen des Kohlhaas’schen Unrechts mit dem Grundgesetz trifft nicht den Kern, sondern wirkt pädagogisch. Zurück bleibt ein heiterer Abend, der dem Publikum jedoch oft das Denken abnimmt. Aber mancher schaut danach vielleicht mal wieder ins Grundgesetz. Theater als politische Bildungsveranstaltung, immerhin etwas.
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