Cheng Jianghong blickt in »An Großvaters Hand« zeichnend und in berührender Weise auf seine Kindheit im China der Kulturrevolution zurück. Am 25. Januar beginnt im Konfuzius-Institut mit »Wunderpferd und Tigerprinz« eine Ausstellung mit Malereien und Buchillustrationen des in China geborenen Künstlers.
Man könnte fast meinen, dass es paradiesisch gewesen sein muss, im China Ende der 1960er Kind zu sein. Im Leben des Ich-Erzählers von »An Großvaters Hand« jedenfalls scheint zunächst alles friedlich und glücklich zu verlaufen. Mit Eltern und Großeltern lebt er in einer großen Stadt im Norden Chinas. Er verbringt viel Zeit mit Oma und Opa, spielt mit seinen Schwestern und geht mit offenen und interessierten Augen durch die Welt.
Die Großmutter zeigt ihm, wie man Jiaozi, nordchinesische Ravioli, herstellt, den Großvater begleitet er zum Tai-Chi, der dort mit anderen gesetzten Herren in Streit darüber gerät, wer den schönsten Singvogel mitgebracht hat. Ganz nebenbei versorgt ihn der Großvater mit Ratschlägen. Und wie alle Kinder mag er Süßigkeiten, die ein seltener Luxus sind, weil die Familie in recht bescheidenen Verhältnissen lebt.
Eines Tages wird durch Mao die Kulturrevolution verkündet und ab da verändert sich der Alltag dramatisch. Die Eltern verbringen noch mehr Zeit außer Haus, weil sie in ihren Betrieben an politischen Versammlungen teilnehmen müssen. Der Vater verschwindet schließlich jahrelang zur »Umerziehung«, Nachbarn werden abgeholt und kommen nicht wieder.
Dennoch finden die wichtigen Stationen einer Kindheit statt und die sind natürlich um einiges bedeutender als die Politik: Einschulung, Lesen und Schreiben lernen, Fahrradfahren üben. Dass die Großmutter keine Hühner mehr halten darf und diese deshalb von Funktionärinnen brutal geköpft werden, wirkt mit Kinderaugen betrachtet wesentlich dramatischer als die Ereignisse im Land.
Die schönen Zeichnungen erzählen unaufgeregt von einer eigentlich fast normalen Kindheit und ihren spannenden Erlebnissen, der Text dazu ist stellenweise beinahe spröde und gerade deshalb berührend: »Auf eine riesige Tafel im Schulhof schrieben wir revolutionäre Texte und schmückten sie mit Illustrationen.« Als guter Zeichner wurde Chen Jianghong damals Chefredakteur dieser Wandzeitung und als guter Zeichner erzählt er nun aus seinem Leben.