Es ist nicht zu übersehen. Leseförderung und Medienerziehung sind zwei Schlagwörter, die auf der Buchmesse in einem Atemzug genannt werden. Viele Verlage integrieren mittlerweile medienpädagogische Ansätze in ihre Lesungen. Gleich am ersten Messetag gab es erstmalig auf der Buchmesse sogar einen Bildungskongress. Das Interesse war riesig, 450 Pädagogen und Erzieher drängten sich im gut gefüllten Konferenzraum.
Es ist nicht zu übersehen. Leseförderung und Medienerziehung sind zwei Schlagwörter, die auf der Buchmesse in einem Atemzug genannt werden. Viele Verlage integrieren mittlerweile medienpädagogische Ansätze in ihre Lesungen. Gleich am ersten Messetag gab es erstmalig auf der Buchmesse sogar einen Bildungskongress.
»Begeistern, beherrschen und bereichern – Medien in Kitas und Grundschulen«, so das Motto der Tagung, an der sich gleich alle fünf neuen Bundesländer beteiligten und die sich vor allem an Erzieher und Lehrer richtete: »Unser Ziel ist es, sächsiche Kinder frühzeitig auf einen kritischen und kompetenten Umgang mit den Medien vorzubereiten« erklärte etwa Sachsens Kultusminister Roland Wöller auf dem Podium.
Eines fällt auf, wenn man sich die Messestände der Kinderbuch-Verlage in diesem Jahr genauer anschaut. Die Vielfalt der Angebote auf dem Buchmarkt für Kinder im ersten Lebensjahrzehnt steigt kontinuierlich, parallel dazu die passenden Internetangebote. Fast jedes Bilderbuch und jede Hörkassette hat einen Link zu noch mehr Spiel und Spass im Netz. Und die Zielgruppen werden dabei immer jünger.
Der Medien- und Onlinemarkt hat sich längt in den Kinderzimmern eingenistet, die Eltern ihm meist unbewusst Tür und Tor geöffnet. Werden Kinderbücher vom medialen Markt verdrängt? »Jüngere Kinder lesen nach wie vor und sehr gern. Die Leselust lässt aber im jugendlichen Alter, vor allem bei den Jungs, stark nach. Die Medien haben da einen entscheidenden Anteil dran«, meint Helga Theunert, Professorin für Medienpädagogik an der Uni Leipzig und eine der Referentinnen auf dem Bildungskongress.
»Das Leben von Kindern sollte ein Gemischtwarenladen sein, wo Kinder sich bedienen können und Medien ein Regal von vielen füllen. In Familien, in denen das so gesehen wird, sind die Medien kein Problem. Diese Kinder schätzen das Internet, ebenso Bücher. Aber der Trend geht eher dahin, dass Familien damit Probleme haben, den Gemischtwarenladen nicht nur mit Medien zu füllen.« Schuld daran sei die zunehmende Vielfalt der Medien und ihrer Strukturen die Eltern kaum mehr durchschauen können, so die Professorin.
»Die Schienen legt die Gesellschaft, indem sie eine bestimmte Medienwelt unterstützt, die Weichen hingegen, also welchen Kontakt Kinder mit Medien haben, stellt das Elternhaus.« Und die sind häufig keine guten Stellmeister, denn im Social-Web sind Kinder meist weit kompetenter als ihre Eltern. Deshalb sei die medienpädagische Arbeit in Zukunft stärker gefordert.
450 Pädagogen und Erzieher waren zum Kongress gekommen, am Ende reichten die Stühle nicht, einige standen oder mussten gar auf dem Boden sitzen. »Ich erlebe derzeigt, dass sich Erzieher und Lehrer immer mehr ihrer korrektiven Verantwortung bewusst werden und sich gezielt weiterbilden wollen«, freut sich Helga Theunert über das große Interesse am Konress. »Für mich ist das wirklich ein positives Signal.«