Leipzigs Politikwissenschaftler tappen im Dunkeln. Müssen sie sich bald ein Monatsticket nach Dresden kaufen? Das sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) diskutiert derzeit eine umfassende Neustrukturierung der Lehramtsausbildung. Vorüberlegungen gibt es bereits, ansonsten schweigt man sich aus.
Leipzigs Politikwissenschaftler tappen im Dunkeln. Müssen sie sich bald ein Monatsticket nach Dresden kaufen? Das sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) diskutiert derzeit eine umfassende Neustrukturierung der Lehramtsausbildung. Das Ministerium berät darüber, das Staatsexamen wieder einzuführen sowie diejenigen Lehramtsstudiengänge zusammenzulegen, die gleichzeitig in Leipzig und Dresden angeboten werden.
Wolfgang Fach, Prorektor der Uni Leipzig, bestätigt, dass es Vorüberlegungen gibt, die Institute für Politikwissenschaft und Slawistik der beiden Standorte Leipzig und Dresden zusammenzulegen. Laut Fach, der selbst Politikwissenschaftler ist, sehen die Planungen vor, die Dresdner Lehramtsangebote der Slawistik in Leipzig und die der Politikwissenschaft in Dresden zusammenzulegen. Diese Konzentration muss zwar für die nicht lehramtsrelevanten Bereiche nicht zwangsläufig die Schließung der Institute nach sich ziehen. Prorektor Fach aber ist in diesem Punkt eher pessimistisch.
Bislang ist die Ausbildung der Lehramtsstudenten eine wichtige Rechtfertigung dafür, die Fächer zu erhalten. Diese Sicherheit, argumentiert Fach, drohe der Politikwissenschaft mit einer Abwanderung von Lehramtsstudenten verloren zu gehen. Leipzigs Profil als einzige geisteswissenschaftlich ausgerichtete Universität in Sachsen weiter zu stärken, »passt nicht ins Weltbild des Ministeriums«, sagt Fach. Im Moment sind am Institut drei von sieben Professuren unbesetzt. Ein Anlass, um diese nicht besetzten Professuren zu streichen? Das Ministerium ist zurückhaltend mit Auskünften: »Alles, was mit Lehramt zu tun hat, ist in der Besprechung. Mehr Auskünfte geben wir nicht«, heißt es aus Dresden.
Auch der Studentenrat der Uni steht den Überlegungen des SMWK kritisch gegenüber. »Aus meiner Sicht sind beide Institute für Leipzig unabdingbar«, sagt Mirco Knof, Referent für Studium und Gremienarbeit. Denn die Politikwissenschaft gelte als eines der beliebtesten Wahlfächer, und der Erhalt der Slawistik sei unabdingbar für die Kooperationen, welche die Leipziger Uni in den letzten Jahren mit Institutionen in Osteuropa eingegangen ist.
Den Tag der Entscheidung kennen die Politikwissenschaftler noch nicht. Im Hinterkopf haben sie aber durchaus, dass die TU Dresden einen Standortvorteil genießt. Die Beziehung zum Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ist deutlich enger als die zu Leipzig: Eine Professorin für Internationale Beziehungen im Dresdner Politikwissenschaftsinstitut heißt Sabine von Schorlemer. Sie ist die zuständige Ministerin.