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Kultur

»Wichtiges Festival für die mitteldeutsche Region«

Die achte Ausgabe von »Kurzsüchtig« ging am Freitag erfolgreich zu Ende

  »Wichtiges Festival für die mitteldeutsche Region« | Die achte Ausgabe von »Kurzsüchtig« ging am Freitag erfolgreich zu Ende

»Toll! Toll! Toll!« mit diesen Worten beendete Veranstalter Mike Brandin das Kurzfilmfestival Kurzsüchtig und entließ sein Publikum in den Diskoabend. Es gab Sekt, ein DJ sorgte für Musik, die Stimmung war gut. Auch Brandin wirkte sichtlich entspannt: »Ich bin sehr zufrieden dieses Jahr. Der Saal war an allen drei Abenden gut gefüllt. Das könnte ein neuer Besucherrekord gewesen sein.«

An drei Abenden zeigte das Filmfest 27 Filme aus den Bereichen Animation, Dokumentation und Fiktion. Inhaltlich boten die eingereichten Filmchen eine thematische Vielfalt. Wenngleich die Schwere der Stoffe überwog: Von Umweltschändung (»Underneath«, 2010, Animation) über verlorene Liebesmüh (»Elias«, 2010, Dokumentation) bis hin zu Gewaltbereitschaft und Amoklauf (»Haltlos – losing ground«, 2010, Fiktion).

Um das Festivalprogramm nicht allzu düster zu gestalten, entschied sich die Auswahlkommission um Brandin dafür, auch einen Film ins Programm zu nehmen, der es sonst schwer haben dürfte, in ein Festivalprogramm zu gelangen. Die Komödie »Fünf vor zwölf schlägt’s dreizehn« erheitert nichts nichtsdestotrotz am letzten Abend das Publikum: Weit über 150 Sprichworte, Redewendungen und Wortwitze werden hier ohne Pause in 10 Minuten auf witzige Art dargestellt. Allerdings mangelt es dem Film an der technischen Umsetzung. Aber die zahlreichen Macher des Films haben fernab des Festivalrummels auch reichlich wenig mit Film am Hut.

Im Großen und Ganzen überzeugten beim diesjährigen Kurzsüchtig Filme, die vor allem ans Herz gehen. Im Animationsprogramm ging der mit 500 Euro dotierte Jurypreis an David Buobs »Das Haus«, der liebevoll von einem kleinen Mädchen erzählt, dass sich gerne um seine Oma kümmern möchte, aber von den anderen Familienmitglieder davon abgehalten wird. Der Publikumspreis geht »Ich-Apparat« (2010, Susan Kreher, Mandy Blaurock), eine metaphorische Beschreibung des Körpers voller skurriler Bilder. In der Sparte Dokumentation entschied sich die Jury für ein sehr ungewöhnliches Porträt: »Dein Wille geschehe« (2011).

Daniel Sagers Debüt-Kurzfilm erzählt von einem jungen Mann, der kurz vor der Priesterweihe steht und von inneren Zweifeln geplagt große Fragen an das Leben aufwirft. Der Publikumspreis ging an »Bettinas Job« (2010, Patrick Richter), der vom Werteverfall im Arbeitsalltag erzählt und damit ein Thema aufgreift, das kaum aktueller sein könnte. Der Spielfilm »Wie ein Fremder« von Lena Liberta erhielt sowohl den Publikumspreis (wie schon im vergangenen Jahr für »Stiller See«) als auch die lobende Erwähnung der Fiktionsjury.

Liberta entwirft darin das Porträt eines jungen Mannes, der in Deutschland nur geduldet ist und sich nun zwischen Familie und Freiheit entscheiden muss. Noch überzeugender fand die Jury jedoch den Film »Atropos« des Leipzigers Philipp J. Neumann. Neben der schauspielerischen Leistung des Hauptdarstellers Heinz W. Krückeberg beeindruckte vor allem die Umsetzung. Komplett ohne Schnitt, in einem Take setzte Neumann und sein Kameramann Lars dos Santos Drawert den 20-Minüter in die Tat um. Neumann war sichtlich erfreut: »Der Preis ist sehr aufbauend.«

Zum einen macht er Mut, den Film noch bei anderen Festivals einzureichen, zum anderen aber auch, um weitere Ideen zu verwirklichen.« Neumann ist einer von vielen Filmemachern, die in diesem Jahr den Weg zum Festival fanden, um ihren Film vor Ort zu präsentieren. »Gerade in den letzten Jahren kommen die Filmemacher verstärkt persönlich zum Festival«, weiß Mike Brandin. »Das Festival wird immer wichtiger und größer für die mitteldeutsche Region. Da könnte es sogar mal knapp werden mit den Plätzen.«

Ein Umzug macht für Brandin dennoch keinen Sinn. Zu sehr lebe die Veranstaltung von der Atmosphäre des alten Gebäudes. Schließlich spiegelt die Schaubühne Lindenfels in ihrer urigen Einfachheit sehr gut den Charakter des Festivals wieder. »Eine Ausweitung könnte ich mir eher in Form einer Kurzfilmtour durch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vorstellen. Da kommen die Filme schließlich her und da sollten sie ruhig auch gezeigt werden.«


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