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Essen & Trinken

Knackwurst über der Theke

Das Restaurant Romanushof inszeniert regionale Produkte auf mediterrane Art

  Knackwurst über der Theke | Das Restaurant Romanushof inszeniert regionale Produkte auf mediterrane Art

Erfahrungen mit der sächsisch-gutbürgerlichen Küche dürfte der Leipziger Sven Tischler genug haben: Rund 20 Jahre war er Teil eines Familienbetriebs in einer Kleingartenanlage im Leipziger Norden: im Kartoffelsack in Wiederitzsch. Zeit also für etwas Neues.

»Als mir die Räume im Romanushaus angeboten wurden, wusste ich: Genau das ist es!«, sagt der gestandene Wirt und Vater von zehn Monate jungen Zwillingen. Schon lange beobachtete er auf Reisen in den Süden Europas, wie unkompliziert dort in Ristorantes, Tapasbars und Cafés Speisen zubereitet und vor allem präsentiert werden. »Das muss mit unseren deutschen Spezialitäten doch auch gehen«, sagte er sich und verwirklicht das nun im Romanushof zwar nicht im Maßstab eins zu eins, dafür aber mit kreativen Ideen. Er setzt dafür vor allem regionale Produkte einfach neu in Szene: zeitgemäß, bodenständig und durchaus mit Witz. Während zum Beispiel in italienischen Trattorien über den Theken meist Schinken und Salami hängen und mediterrane Antipasti in Schüsseln auf ihren großen Auftritt warten, sind es bei Tischler Knackwürste und Schinkenspeck aus Thüringen, Sülze, Schlachtwurst sowie gegrillte und in Öl eingelegte Gemüse wie Karotten, Paprika, Blumen- und Rosenkohl. Die Schlachtwurst im Glas kann man auch kaufen. Die Leipziger Käserei Lehmann liefert ihren berühmten »Blauen« hierher, den die Köche dann zu einem rustikalen Salat verarbeiten. Außerdem gibt es Bierhäppchen und Käse der sächsischen Käserei Zimmermann. Auf der Getränkekarte finden sich Echter Leipziger Allasch, Williams Birnenbrand von Fischer & Bunge in Holzhausen sowie Bier- und J. S. Bachlikör. Unter den in großen Regalen lagernden internationalen Weinen fallen der Freyburger Bacchus sowie der Blaue Zweigelt von der Winzervereinigung oder der Riesling vom Weingut Pawis im Saale-Unstrut-Gebiet auf.

Wer mag, stellt sich einen Teller mit lauter Kleinigkeiten nach Gusto zusammen. Man kann aber auch, versichert Tischler, einen Preis nennen, und der Service sucht dann das Passende aus, entweder als Vorspeise oder als Hauptgericht. Die entstammen der traditionellen regionalen Küche. Die Bandbreite der Gerichte, sagt Tischler, reichen »von ursächsischer Hausmannskost bis hin zu königlichen Leibspeisen aus einer längst vergangenen Zeit«. Die Küche bereitet etwa eine halbe Bauernente – eingeflogen aus Thüringen – mit Apfelrotkohl und Semmelknödeln zu, knusprigen Schweinebraten in Schwarzbiersauce oder sächsischen Sauerbraten mit Thüringer Klößen. Auch ein Oldie aus DDR-Zeiten hat es in die neue Zeit geschafft: Steak au four. Zugereiste und jüngere Gäste erfahren auf der Karte, dass das ein mit Würzfleisch und Käse überbackenes Schweinerückensteak ist, das hier mit Bratkartoffeln serviert wird. Auf Kreidetafeln finden sich saisonal wechselnde Menüangebote und Tagesempfehlungen des Küchenchefs, die dann auch leichter ausfallen dürfen. Vegetarier halten sich am besten an Blattsalate, Folienkartoffel und Karotten-Ingwersuppe. Eine extra Kinderkarte gibt es nicht, dafür können alle Gerichte als Kinderportion geordert werden, selbst Desserts wie Leipziger Quarkkäulchen und Zwetschgenpfannkuchen. Das frische Brot kommt aus dem eigenen Ofen.

Ein Stück Historie zum Schluss: Das Romanushaus ist eines der schönsten barocken Bauwerke Leipzigs. Das Stadtpalais verdankt seinen Namen dem Bauherrn Franz Conrad Romanus, der es zwischen 1701 und 1704 errichten ließ. Bereits zu Lebzeiten von Bach, Goethe und Schiller fand sich genau hier ein hochgeschätztes Kaffeehaus. Die nunmehr frisch renovierten Gewölbe, ausgestattet mit zahlreichen Fässern und Küchenutensilien sowie Holzschränken und Büfetts fürs tägliche Geschirr, sehen nun einer hoffentlich ebenso erfolgreichen Zeit entgegen.


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