Das Vorhaben ist gewaltig: 80 Jahre nach ihrer Entstehung soll die Fassade des Horns Erben von 1931 in diesem Sommer wieder originalgetreu im Stil des Art Déco errichtet werden. Durch die historischen Umbrüche war diese architektonische Besonderheit nahezu zerstört worden.
Weinstuben zählen nicht gerade zu den Lokalitäten, in denen sich der hippe Szenekern der Stadt trifft. Zu eingestaubt und rebenumrankt, zu viel Hirschgeweih-Ästhetik: So lauten die standardisierten Negativattribute. Nicht nur das Etablissement an sich, sondern auch das Wort hat sich aus den Ausgehgewohnheiten jüngerer Menschen verabschiedet. Doch in der Südvorstadt soll jetzt genau so eine Weinstube nach historischem Vorbild wiedererstehen. Aber von vorn.
Das Horns Erben in der Arndtstraße hat sich in die städtische Wahrnehmung mittlerweile fest als Ort eingebrannt, an dem in Sachen (alternative) Kulturveranstaltung einiges geht. Seit 2005 vollführt der Trägerverein des »Horns« den Spagat zwischen Engagement und prekärer finanzieller Lage. Die Räumlichkeiten sind, obgleich sie nur unweit der Hauptschlagader Karl-Liebknecht-Straße liegen, von außen unscheinbar. Nicht wenige, die eigentlich ins Horns hineinwollten, sind schon daran vorbeigelaufen, denn die Fassade reiht sich ins von normalen Wohnhäusern geprägte Straßenbild ein.
Dieses Problem soll nun behoben werden. Anfang Juli beginnt die Rekonstruktion der historischen Fassade an der Hausnummer 33. Jedes Detail soll wieder so erstehen, wie es Likörfabrik- und Weinstubengründer Wilhelm Horn 1931 geplant und ausgeführt hatte. Die noch vorhandenen Fotos von damals zeigen eine helle, geradlinige Front mit Anklängen an das Art déco.
Dass die heutige Familie Horn den Bau unter die eigenen Fittiche nimmt, ist ein Glücksfall für das Vorhaben. Dennoch ist das Geld für die Rekonstruktion knapp, der Trägerverein hofft auf Spenden. Über die Internetplattform Visionbakery kann jeder das Projekt mit mehr als nur Wohlwollen unterstützen.
Wenn, wie geplant, am 1. Oktober die Neueinweihung gefeiert wird, kann eine weitere Party gleich mit stattfinden: Die Weinstube von Wilhelm Horn wird dann 80 Jahre alt. Und zukünftig läuft dann auch niemand mehr versehentlich am »Horns« vorbei.