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»Genug empört, jetzt wird gehandelt!«

Die neue Spinnwerkleiterin Gabriela Gillert über Proteste, Politik und Nähe zum Bürger

  »Genug empört, jetzt wird gehandelt!« | Die neue Spinnwerkleiterin Gabriela Gillert über Proteste, Politik und Nähe zum Bürger

Seit Oktober ist Gabriele Gillert Leiterin des Spinnwerks, der theaterpädagogischen Werkhalle des Centraltheaters. Im Interview erklärt die Theaterpädagogin, wie sie den Ort politischer gestalten und die Bühne öffnen will.

kreuzer: Was haben Sie sich für die kommende Spielzeit vorgenommen?

GABRIELA GILLERT: Überall rumort es. Aufstand in Libyen, Umsturz in Ägypten, Demonstrationen in Griechenland, Krawalle in England, Revolte in Spanien – die Welt empört sich. In Deutschland bleibt es dagegen ruhig. Fragen wie »Warum ist Deutschland passiver?«, »Warum mobilisieren sich, gerade innerhalb der jungen Generation keine Massen, um sich gegen Ungerechtigkeit, soziale Ungleichheiten im Wirtschaftsleben, Perspektivlosigkeit und Leistungsdruck aufzulehnen?« bleiben. Auf diese Fragen möchte ich Antworten finden. Fragen, mit denen sich Produktionen, Werkstätten und Projekte beschäftigen werden.

kreuzer: Was verbirgt sich hinter dem jüngst vorgestellten Manifest?

GILLERT: Den Spielzeitgedanken, der sich in allen Arbeiten wieder finden lassen wird, könnte man mit »Genug empört, jetzt wird gehandelt!« umschreiben. Unser neu gegründetes Arbeitskollektiv wagt den Schritt heraus in die Stadt. Es scheint, als existiere ein gewaltiger Abstand zwischen Politik und Jugend. Deshalb gründen wir das Außerparlamentarische Parlament Leipzig, kurz APPle, um herausfinden, was die Bürger wirklich bewegt. Gerade mit unserer neuen mobilen Bühne haben wir die Möglichkeit, Theater an Orten zu realisieren, wo normalerweise kein Theater stattfindet, und können so Stimmen und Mitglieder in den unterschiedlichsten Stadtteilen Leipzig einfangen.

kreuzer: Was wird sich ändern, was werden Sie beibehalten?

GILLERT: Meine Vorgängerin Katrin Richter sah ihre Arbeit als Fundament eines Hauses. An uns liegt es nun, das Haus, was man sieht, zu bauen. Wir wollen ein dynamischer Ort sein, der auch auf Bewegungen in der Gesellschaft reagieren kann. Meine Handschrift beinhaltet, dass Theater für mich immer etwas mit der Gesellschaft und der Stadt zu tun hat, in der es spielt, also immer auch in gewisser Weise gesellschaftskritisch sein kann. Ich möchte weg vom Gedanken, nur mit Studenten und jungen Menschen zu arbeiten, sondern auch nah am »Bürger Leipzigs« sein.


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