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Kultur

Zwieback in leeren Straßen

Der zweite Teil des Leipzig-Films »Hotel Deutschland» feiert Premiere

  Zwieback in leeren Straßen | Der zweite Teil des Leipzig-Films »Hotel Deutschland» feiert Premiere

Vor 20 Jahre erschien der Wende-Dokumentarfilm »Hotel Deutschland«. Nun unternimmt der Tübinger Filmemacher Stefan Paul erneut einen Streifzug durch Leipzig und den Osten.

1989 bereist der Tübinger Stefan Paul mit einer Kamera seine Geburtsstadt Leipzig – »um der Wende zuzuschauen«, wie er sagt, und den Wind des Aufbruchs einzuatmen, der unter Musikern, Malern und auf der Straße herrscht. Entstanden ist dabei das dokumentarische Filmessay »Hotel Deutschland«, das 1991 auf dem Dokfilmfestival Premiere feierte.

20 Jahre später ist Paul in den, wie er sagt, »alten Osten« der Republik zurückgekehrt, wieder mit einer Kamera im Gepäck. Gemeinsam mit dem Theatermacher Wolfgang Krause Zwieback, der schon durch den ersten Teil führte, hält er Ausschau danach, wie es um die blühenden (Kultur-)Landschaften bestellt ist, die Helmut Kohl einst versprach. Erneut sind Berlin, Leipzig, Dresden die Stationen, an denen Paul haltmacht.

Im Stil eines dokumentarischen Roadmovies lässt er seine Protagonisten – unter ihnen der Berliner Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase und die Leipziger Modedesignerin Silke Wagler – nicht nur auf die Wende, sondern auch auf die Zeit davor zurückblicken. Umrahmt von der Livemusik ost- und westdeutscher Musiker spaziert Krause Zwieback durch leere Straßen, über den Augustusplatz und das Spinnereigelände. Dazwischen führt Pauls Wegbegleiter Gespräche mit Persönlichkeiten aus der Leipziger Kulturszene. Mit Neo Rauch sinniert Krause Zwieback über die Bedeutung von Heimat, der frühere Nikolaikirchen-Pfarrer Christian Führer blickt mit ihm auf deutsch-deutsche Geschichte zurück, und Eigen + Art-Galerist Judy Lybke erklärt Leipzig zum Transitraum.

Auf die Frage, warum er diesen Film gemacht habe, sagt Paul: »1989 haben wir eine Hommage an die Aufbruchsstimmung vor und nach der Wende gedreht. Der zweite Teil ist eine Hymne an Leipzig.« Die Stadt sei bis heute ein »Superpflaster«, um das auszuprobieren, was jenseits des Mainstreams liegt – so wie es Paul, der Kopf des Arsenal-Filmverleihs, in den frühen neunziger Jahren versuchte, als er in Leipzig mehrere Programmkinos gründete.


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