Die letzten Premierenfilme in diesem Jahr finden den Weg auf die Leinwände. Herausragendes ist leider nicht dabei.
Die spanische Regisseurin Iciar Bollain, die hierzulande für ihre sensiblen Filme über Frauenschicksale (u.a. »Öffne deine Augen«, 2003) bekannt ist, inszeniert in ihrem neuen Film »Und dann der Regen« einen konfliktbeladenen Film im Film (Kritik in Heft 01/2012, ab heute in den Passage Kinos). Das Drehbuch hat ihr Ehemann Paul Laverty geschrieben, der auch federführend an den Drehbüchern zu Ken Loachs Sozialdramen beteiligt ist.
In »Blutzbrüdaz« versucht sich Rapper Sido als Leinwandheld (startet im CineStar).
Der Norweger Stian Kristiansen erzählt in seiner Komödie »Ich reise allein« von der Angst des Mannes vor väterlicher Verantwortung. Unser Autor Martin Schwickert hat den Film vorab für uns gesichtet (ab heute in den Passage Kinos):
Sieben Jahre und neun Monate nach einem längst vergessenen One-Night-Stand flattert Jarle ein Brief ins Haus, der ihn davon in Kenntnis setzt, dass aus der flüchtigen sexuellen Begegnung eine Tochter hervorgegangen ist. In ein paar Tagen soll er das Kind am Flughafen in Bergen abholen, weil die Mutter Urlaub machen will. Von der unverhofften Vaterschaft ist Jarle gründlich entsetzt. Kinder gehörten nie zum Lebensentwurf des überzeugten Langzeitstudenten. Abgesehen von seiner intellektuellen Bewusstseinserweiterung hat Jarle seither seinen Lebensstil nicht grundlegend verändert. Als er seinen Freunden vom plötzlichen Vatersein berichtet, stehen diese ihm mit hoch philosophischen und komplett lebensuntauglichen Analysen zur Seite.
Und dann kommt Lotte den Flughafenkorridor hinunter, ein Kuscheltier vor dem Bauch und Sommersprossen im Gesicht. Jeder würde sich in dieses Kind verlieben, aber nicht Jarle. Noch nicht. Und aus diesem »noch nicht« bastelt der norwegische Regisseur Stian Kristiansen eine Komödie, in der er die Angst des Mannes vor väterlicher Verantwortung auslotet. Obwohl es sich ja hier eigentlich nur um eine siebentägige Urlaubsvertretung handeln soll, führt das Auftauchen seiner kleinen Tochter Jarle in eine existenzielle Sinnkrise, deren Ausgang in einem Vater-Kind-Happy-End unvermeidlich ist.
Punktuell unterhaltsam, aber über die ganze Filmlänge hinweg eher enervierend wird hier der hindernisreiche Akzeptanzprozess in Szene gesetzt. Immerhin hat der Film mit seinem stimmigen Neunziger-Jahre-Setting und alkoholgesättigten intellektuellen Debatten ein hohes Maß an Authentizität in Bezug auf den studentischen Lebensstil seiner Figuren. Aber auch der Sinn für Milieudetails führt die Geschichte nicht aus ihrer klischeehaften Anlage heraus, die sich langatmig zu ihrer versöhnlichen Schlusswendung schleppt.