anzeige
anzeige
Theaterkritik

Der Hader mit dem Alter

»Forever Young«: Wie man tanzt, wenn man nicht mehr ganz jung ist

  Der Hader mit dem Alter | »Forever Young«: Wie man tanzt, wenn man nicht mehr ganz jung ist

Liegend bearbeitet sie ihre Muskeln mit dem Massagestab, er steht im Bademantel am Mikro und interpretiert den Refrain des Liedes »Forever Young«. Yoshiko Waki und Thomas Langkau sind nicht nur das, was man alte Hasen im Tanzgeschäft nennt, sie können auch auf 25 Jahre gemeinsame Arbeit zurückblicken. Diese sind an den Körpern der beiden nicht vorbeigegangen. Das zumindest behaupten sie in ihrer Produktion, die nach der Septemberpremiere nun wieder im Lofft zu sehen ist: Eine 46-Jährige und ein 52-Jähriger ringen mit ihrem Alter und ihrer tänzerischen Identität. Ob ihre Körper tatsächlich abgebaut haben, kann der Zuschauer nur schwer entscheiden.

Alte Videoaufnahmen dienen als Messlatte für die vermeintliche Unbeweglichkeit und als Vorlage für den eigenen Narzissmus: »Schau mal, da bin ich!« läuft Waki eine Weile ihrem jungen Alter Ego an der Leinwand hinterher. Die Bewegungen sind nach wie vor leicht, man sieht ihnen Mühe nicht an. Das Selbstmitleid ist auch Nabelschau und schließt die Verachtung für das Jammern des anderen ein, bei dem man gleichzeitig um Bestätigung und Lob bettelt. Ohne Massagegerät geht nichts mehr, aber man weiß nicht, ob das einfach nur ein pathologisch gewordener Tick ist. Die Anspielungen auf das immer vergeblicher werdende Vortanzen wirken beklemmend, Erfahrung bedeutet schließlich nicht nur Qualität, sondern auch Alter. Dennoch überwiegt Augenzwinkern: Die Schuldfrage bei der ewig verpatzten Hebefigur bleibt offen, aus dem Kraftaufwand der früheren Selbstverständlichkeiten heraus wird angekündigt, nie wieder die Bühne zu betreten. Das Versprechen wird natürlich nicht eingelöst – die Qual geht munter weiter.


Kommentieren


0 Kommentar(e)