Mit der Hallen-Hockey-EM kommt die erfolgreichste Ballsportart nach Leipzig. Trotzdem firmiert sie als Randsportart.
Mit Kunststoffschlägern und dem kleinen Ball, der möglichst oft im Tor landen soll, kennt Falk Jänicke sich aus. Er weiß auch, dass es in der Halle noch viel mehr als im Feldhockey auf Technik und Taktik ankommt, weil der Spieler weniger Raum zur Verfügung hat. Von Feld- und Hallenspezialisten spricht er und davon, dass diese Unterscheidung im Vergleich zu anderen Nationen in Deutschland kaum eine Rolle spielt. Kein Wunder – Jänicke spielte einst Hockey in der DDR-Juniorenauswahl. Heute ist er Chef des Organisationskomitees für die Hallen-Hockey-Europameisterschaft, die in diesem Monat in Leipzig stattfindet.
»Die Wahrnehmung des Sports wird dadurch natürlich gefördert, Neuanmeldungen im Nachwuchsbereich nehmen zu«, sagt Jänicke. »Aber Millioneneinnahmen für Leipzig werden ausbleiben. Es ist ja nur ein Drei-Tage-Event mit vielleicht 2.000 auswärtigen Fans. Die werden die Kaufkraft in der Stadt nicht gerade anheben.«
Public Viewing wird es zur EM also nicht geben – Hockey firmiert als Randsportart, obwohl es hierzulande die erfolgreichste Ballsportart ist und Deutschland die Hockeynation schlechthin. Zwölf Mal holten die Männer – die auch in diesem Jahr wieder Topfavorit sind – den Titel in der Hallen-EM, die Damen sogar ein Mal mehr. Trotzdem sind die Spieler allesamt Amateure. »Manche Vereine zahlen Aufwandsentschädigungen, aber leben kann von diesem Sport keiner«, sagt Jänicke. Hockey auf hohem Niveau zu spielen, sei deshalb mit großen Opfern verbunden: »Sie müssen sich als Erstes von Ihren Freunden verabschieden, dann von Ihren übrigen Hobbys.«
Für Karoline Amm könnten sich diese Opfer jetzt lohnen, denn die Torfrau vom ATV Leipzig, dem Ausrichter der EM, gehört zum erweiterten Kader der Damen-Nationalmannschaft und macht sich noch Hoffnung auf einen der Plätze im Team. »Als gebürtige Leipzigerin wäre das natürlich ein emotionales Highlight für mich.« Beim abschließenden Lehrgang vor der EM entscheidet sich, ob es für die 23-Jährige gereicht hat. Vielleicht wird die Medizinstudentin dann wie 2008, als sie im spanischen Almería Hallen-Europameisterin wurde, im Tor stehen und jubeln. Nur diesmal eben in der heimatlichen Arena.