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Konzertkritik

Die Spitze des Vulkans

So war's beim Konzert von Bloodgroup

  Die Spitze des Vulkans | So war's beim Konzert von Bloodgroup

Aus Island ist man musikalisch ja so manches gewohnt und der neue Electro-Export-Schlager sollen nun Bloodgroup sein, die am Mittwoch die Halle D im Werk II beschallten. Ein Konzert zwischen Dark Wave, Ravemonstern und peinlichem Stadionrock.

Nachdem der durchaus beeindruckende Hannes Smith solide schöne Minimaldeeptechstimmung erzeugte und dazu filigran, fast weiblich säuselte, brummelte in plötzlichen Nebel getaucht die Halle gespenstisch atmosphärisch und kündigte so schon den 80er-Elektro-Dark-Wave-Sound des Mainacts an. Nebel, Stroboskop und spärliches Licht verschleierten die Gesichter der vier Musiker und gaben so die Sinne für den opulenten Sound frei, der sich zwischen den Landsleuten Gus Gus, den Elektrogeschwistern Hundreds und peinlichem Stadionrock bewegte. Die publikumsferne Inszenierung wirkte dabei angenehm affektiert, wenn man sich auch ein wenig mehr Spielfreude und weniger Selbstinszenierung gewünscht hätte. Bloodgroup spielten wie vor Tausenden, obwohl die Halle D leider nur sehr spärlich gefüllt war, an ihrem elektronischen Klimbim herum und waren dabei oftmals in ihrer eigenen Welt, die sie uns freundlicherweise versuchten nahezubringen. Aber immer wieder fragte man sich, was sie eigentlich wollen. Da waren zum einen die überladenen, technoiden Songs, in denen die Streicher und Bässe mit der Stimme konkurrierten und damit das Zuhören anstrengend machten und zum anderen die ruhigen, sogar dubbigen Passagen, in denen man die eigentliche Qualität der Isländer erahnen konnte. Alles schien wie ein Geheimnis und doch lagen klar und deutlich die Bombast-Bässe und die zauberhafte Stimme von Sunna vor dem interessierten Publikum. Nach etwa einer Stunde und der einzigen Ansage des Abends – »We´ve got merch and we´ll sign and it´s cold in Iceland aswell and we play the last song« – folgte die Spitze des Vulkans in Form eines gefühlt 180 BpM schnellen Ravemonsters, welches mit einem den fast leeren Raum ausleuchtenden Lasergewebe gekrönt wurde.

Zurück bleibt man geblendet, taub und dennoch verzaubert und wünscht sich, dass dieses vier spannenden Köpfe ihren Weg finden. So wirken Bloodgroup alles in allem noch recht unaufgeräumt mit ordentlichen und wunderbaren Momenten. Wir dürfen gespannt sein, was da noch kommt. In Island sind sie bereits Stars und die Festlandeuropäer gewöhnen sich vielleicht auch noch daran.


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