In der Denkmalschmiede Höfgen ruht der Betrieb. Da der Kultureinrichtung keine Fördergelder mehr zugesprochen werden, steht nun die Insolvenz bevor.
Es ist ruhig auf dem Vierseitenhof in Kaditzsch. Auf Ausstellungsbesucher wartet man vergeblich, weil es keine Ausstellung mehr gibt. Maler, Musiker und Schriftsteller – die Mieter der Künstlerateliers in unmittelbarer Nähe des Bauernhofs – sind ausgezogen. Ihre modernen Arbeitsplätze und die liebevoll hergerichteten Wohnungen sind verwaist, auch wenn sich am vergangenen Sonntag rund 300 Unterstützer einfanden, um gegen das Ende des Kulturbetriebs zu protestieren.
Die Denkmalschmiede Höfgen, zu der das Katzenhaus Kaditzsch, das Museum Schiffsmühle, die Künstlerateliers und der Jutta-Park gehören, lockte mit Ausstellungen, Projekttagen, Konzerten, Lesungen oder den internationalen Stipendien jährlich 300.000 Besucher aufs Land. Jetzt gehen hier langsam die Lichter aus, weil das Geld fehlt. Die Rede ist von rund 300.000 Euro, auf die die Einrichtung angewiesen ist, um ihren Betrieb auch im 23. Jahr ihres Bestehens aufrecht zu erhalten. Diese institutionelle Förderung wurde vom Kulturraum Leipziger Land mit Beschluss vom 21. Februar verweigert.
Dass Gelder seit Jahren spärlicher fließen, weil sich Förderrichtlinien zu Ungunsten der Kulturbetriebe verändern, überrascht nicht. Das gänzliche Aus für Höfgen aber schon, zumindest für die Verantwortlichen. Wenn die künstlerische Leiterin Kristina Bahr von den letzten Monaten spricht, klingt es wie ein Drama in mehreren Akten. »Wir wussten schon, dass uns eine weitere Kürzung bevorsteht – und das, obwohl wir schon am Limit waren.«
Unsachgemäßer Umgang mit Fördergeldern?
Im Oktober beschloss ein externer Konvent eine Betriebsprüfung, um den Bedarf nach zukünftiger Förderung zu ermitteln. »Im Dezember kam es dann zu einem Streit um die letzte Rate für 2011.« Schließlich habe die Geschäftsführung im Januar zehn Tage Zeit bekommen, um zum diesjährigen Themenkatalog Stellung zu nehmen. »Bereits einen Tag vor Ablauf der Frist, berief der Kulturraum den Förderverein ein. Das war schon ein schlechtes Zeichen«, erklärt Bahr. Tatsächlich wurde verkündigt, dass die Einrichtung nicht länger förderfähig sei. Einer der Vorwürfe: »Verstoß gegen Förderrichtlinien«, wird Manfred Schön, Leiter des Kulturamtes Leipziger Land, zitiert. Die Behörde bemängelte unsachgemäßen Umgang mit Fördergeldern, so wurde etwa die Finanzierung des an die Kultureinrichtung angeschlossenen Gasthofs kritisiert. »Das ist unglaublich. Wir sind unserer Verantwortung gerecht geworden und haben die Gelder entsprechend den Richtlinien und des Betriebskonzepts verwendet und damit in den letzten Jahren einen wertvollen Beitrag geleistet«, sagt Bahr konsterniert und fragt sich, was die wirklichen Gründe für die Einstellung der Förderung sind.
Anfang Februar keimte dann noch einmal Hoffnung auf. An einem Runden Tisch erarbeiteten der Vorstand, der Förderverein und Vertreter des Kulturraums eine Übergangslösung. »Demnach wäre der Betrieb für die nächsten sechs Monate finanziert worden«, sagt Kristina Bahr. »Parallel dazu sollte eine nochmalige Betriebsprüfung erfolgen.« Es war aber nur ein Strohfeuer, das am letzten Dienstag ausging. Seitdem ruht der Betrieb, Gehälter können nicht mehr gezahlt werden, GmbH und Förderverein stehen mit dem Rücken zur Wand. »Wenn nicht bald etwas passiert, wird sich die Insolvenz nicht vermeiden lassen«, zeichnet Kristina Bahr ein düsteres Bild. Das Ende einer zwanzigjährigen Tradition?