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Stadtleben

Ein Ende der Zitterbacken-Partie?

Der Chemnitzer Theaterchef Enrico Lübbe soll 2013 ans Leipziger Schauspielruder

  Ein Ende der Zitterbacken-Partie? | Der Chemnitzer Theaterchef Enrico Lübbe soll 2013 ans Leipziger Schauspielruder

Nun ist’s raus: Der länger schon als Favorit für den Intendantenjob gehandelte Enrico Lübbe soll ab 2013 dem Haus an der Bosestraße vorstehen. Das zumindest vermeldete die LVZ am Dienstag, Lübbe selbst zitierend.

Nun muss noch der Stadtrat über diesen Vorschlag entscheiden – auf der Sitzung am Dienstag, 16. Mai, war das noch kein Thema. Also wird wohl in der nächsten Tagungsrunde am 20. Juni die Entscheidung fallen. Eine an das Büro des Oberbürgermeisters gerichtete kreuzer-Anfrage zum exakten Prozedere und zum Tag der Kandidatenverkündung war zuvor unbeantwortet geblieben. Auch darüber, ob das der Kommissionsentscheidung zugrunde liegende Strategiepapier veröffentlicht wird, gab es keine Angaben. Zeit bleibt also, um in der Stadt über den möglichen Nachfolger Sebastian Hartmanns – dieser hatte seinen Vertrag über die Spielzeit 2012/13 hinaus nicht verlängert – zu diskutieren.

Verwirrung gibt es hinsichtlich der Kandidatenaufstellung. Während die LVZ davon spricht, dass die 13-köpfige Findungskommission Lübbe vorgeschlagen hat – was ein Stadtsprecher laut der Tageszeitung Die Welt auch der Nachrichtenagentur dapd bestätigt hat –, wird diese Darstellung andernorts ausdrücklich verneint. Auf Nachtkritik.de ist zu lesen, dass sich die Kommission gerade nicht für Lübbe ausgesprochen hat. Nachdem sie wie geplant dreimal tagte, habe sie sich im April für Volker Lösch ausgesprochen. Nachtkritik.de beruft sich auf einen Vertreter der Kommission. Die Stadtspitze um Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) habe sich allerdings Lübbe gewünscht und sich so über die Kommissionsempfehlung hinweggesetzt, die für sie nicht bindend ist. Warum die Verantwortlichen aber überhaupt eine Kommission einschalten, wenn sie nach eigenen Vorstellungen walten, ist die Frage der Stunde.

Johanna Lemke, Kulturredakteurin der Sächsischen Zeitung und ehemalige kreuzer-Chefredakteurin, hatte schon im Herbst 2011 den richtigen Riecher gehabt: Sie schlug damals Lübbe als Kandidaten vor, als das Intendantenkarussell gerade zu kreiseln begann: »Mein Favorit wird erst ab 2016 frei: Solange ist Enrico Lübbe Schauspieldirektor in Chemnitz und kommt damit für Leipzig nicht infrage. Schade. Aber das Schauspiel Leipzig braucht ohnehin einen Dramaturgen-Intendanten, der nicht durch den Kampf mit der eigenen Ästhetik vom Spielplanmachen abgehalten wird.« (kreuzer 11/2011)

In Leipzig ist Enrico Lübbe kein Unbekannter. Der 37-Jährige gebürtige Schweriner hat in der Stadt studiert und hier später unter Wolfgang Engel als Hausregisseur gewirkt. In Chemnitz ist er seit 2008 als Schauspielchef engagiert und stieß mit seiner Arbeit auf überwiegend positive Resonanz. Allerdings geriet das Haus im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen, als die Leipziger Hochschule für Musik und Theater ankündigte, ihr Schauspielstudio am Theater Chemnitz zu schließen. Die Studenten wollte man lieber ans Maxim Gorki Theater Berlin schicken – aus Gründen der Profilschärfung. Den Vorwurf eines konturlosen Intendantenstils wollte Lübbe damals nicht auf sich sitzen lassen (kreuzer 08/2011).

Vielen Ostdeutschen ist Lübbes Gesicht nicht unbekannt – er hielt es für die Verfilmung der Jugendbuchserie »Alfons Zitterbacke« in die Kamera des DDR-Fernsehens. Dort spielte er eben jenen nervig-nervösen Alfons, der ganz im Gegensatz zum anderen Protagonisten der Ost-Jugendbücher stand: dem »braven Schüler«, »Früchtchen« und »Weltverbesserer« Ottokar Domma. Ließ sich dieser für seine nicht immer genialen Einfälle immerhin in die Verantwortung nehmen, so wies der weinerliche Tölpel Zitterbacke die Schuld mit Verweis auf andere stets von sich. Aber das als Randnotiz – man soll ja nicht Figur und Spieler verwechseln. Fürs Leipziger Theater ist nicht nur angesichts der angespannten Haushaltslage zu hoffen, dass der Zitterbacke-Effekt ausbleibt. Denn dessen Eskapaden wurden untertitelt mit: »Geschichten eines Pechvogels«.


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1 Kommentar(e)

Susanne Weber 18.05.2012 | um 00:19 Uhr

Das ist eine Provinzposse. Ihr Leipziger macht euch zum Gespött der Republik. Der eindeutig spannendere, kontroversere und wahrscheinlich wesentlich besser vernetztere Lösch gegen die Schnarchlösung Lübbe. Der schon zu Engel-Zeiten Leipzig gezeigt hat, was von ihm zu erwarten ist : biedere Hausmannkost. Wie kann man so doof sein. Laaaaaaaaaaangweilig. Aber jede Stadt bekommt wohl das - was sie verdient !