Fünf Jahre Bauverzögerung und Mehrkosten von 106 Millionen Euro: Das Paulinum will und will nicht fertig werden.
Prestigeprojekte scheinen in der Regel zwei Tendenzen aufzuweisen: Ihr Bau dauert länger als geplant und kostet am Ende mehr als veranschlagt. So auch im Fall des Paulinums, des Gebäudes auf dem Campus Augustusplatz, das zukünftig unter anderem die Aula der Universität beheimaten soll.
Die Fertigstellung des Baus war zum 600. Geburtstag der Alma mater im Dezember 2009 geplant. Doch dieser Termin ist längst verstrichen. Mittlerweile hofft das zuständige sächsische Finanzministerium (SMF), das Paulinum wenigstens zum 605. Jahrestag an die Uni übergeben zu können.
Das Büro des verantwortlichen Architekten Erick van Egeraat meldete 2009 Insolvenz an – der Ausgangspunkt für die massiven Bauverzögerungen. Daraufhin übertrug der Freistaat die Ausführungen für das Hauptgebäude an ein Leipziger Architekturbüro. »Mit Erick van Egeraat wurde im März 2010 eine Mediationsvereinbarung geschlossen, wobei er die Ausführung von Aula und Kirche weiterführte. Die Planer wurden beauftragt, das restliche Bauvorhaben nach dem Entwurf von Erick van Egeraat weiter umzusetzen«, erläutert SMF-Pressesprecher Stephan Gößl.
Doch als der niederländische Architekt seine detaillierten Planungen für den Innenausbau des Paulinums vorlegte, wurde schnell klar, dass der vorgesehene Kostenrahmen nicht ausreichen würde. Die Folge: eine weitere einjährige Verzögerung. In dieser Zeit suchten SMF, Wissenschaftsministerium und Uni nach Möglichkeiten, die Baukosten zu reduzieren, ohne dabei Wirkung und Nutzungsmöglichkeiten des Baus zu beeinträchtigen – ohne Erfolg. Die Verantwortlichen einigten sich schließlich darauf, van Egeraats Planungen ohne Änderungen umzusetzen. Ende April unterzeichneten SMF und Architekt einen entsprechenden Vertrag.
Hörsaal- und Seminargebäude werden bereits seit drei Jahren genutzt. Das künftige Hauptgebäude der Uni, das Neue Augusteum mit dem Audimax, soll im Sommer in Betrieb genommen werden. Durch die massive Bauverzögerung sind die Kosten für den gesamten Campus deutlich gestiegen. Statt der ursprünglich kalkulierten 144 Millionen rechnet das SMF mittlerweile mit 250 Millionen Euro. Ein echtes Prestigeprojekt eben.