Ursprünglich war »Prometheus« als Prequel zu »Alien« gedacht, steht aber nun auf eigenen Füßen, auch wenn es zahlreiche Referenzen auf Ripley und ihre Crew gibt. Im Zentrum steht auch hier eine kraftvolle Frauenfigur, und wer die schwedische Schauspielerin Noomi Rapace in den »Millennium«-Filmen gesehen hat, weiß, dass es keine würdigere Nachfolgerin für Sigourney Weaver im Weltraum geben kann. Aber zuerst beginnt alles tief in der Erde.
In einer Höhle auf der Isle of Sky findet die Archäologin Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) eine Höhlenmalerei, die ihre langjährigen Forschungen bestätigt: Der schöpferische Ursprung der Menschheit ist außerirdischer Natur. Wenige Jahre später ist ein Raumschiff mit den Archäologen und einer Crew von ausgewählten Wissenschaftlern unterwegs zu dem erdähnlichen Planeten, auf dem die Spezies, die den Menschen erschaffen hat, vermutet wird. Mit an Bord ist auch der Android David (hervorragend: Michael Fassbender), der während der langen Reise den Schlaf der menschlichen Kollegen überwacht und das Raumschiff lenkt, sowie die Geschäftsführerin der Milliarden teuren Expedition Meredith Vickers (Charlize Theron). Dort entdecken die Forscher ein von außen unscheinbares Areal, das sich von innen als eine Art Tempel mit weitverzweigtem Gang- und Höhlensystem erweist. Zunächst erscheint es so, als seien die humanoiden Schöpfer allesamt vor langer Zeit im Kampf getötet worden. Aber dann zeigt sich, dass in dem unterirdischen Bauwerk noch Leben herrscht – und das ist den Menschen nicht wohl gesonnen.
Nichts weniger als die Frage nach dem Ursprung der Menschheit hat Ridley Scott in »Prometheus« auf die Aganda gesetzt und in den Figuren spiegeln sich die unterschiedlichen Ansätze zur Erklärung der irdischen Existenz. Elizabeth trägt ein Kreuz um den Hals und glaubt fest an einen schöpferischen Akt, während Charlie auch im Angesicht der Forschungen am Darwinismus festhält. Dass die Reise zum Ursprung der Existenz jedoch zum Alptraum wird und diejenigen, die die Menschen erschaffen haben, sie auch wieder vernichten wollen, führt zu einer Schlacht zwischen Erzeugern und Erzeugten, bei der sich Sigmund Freud die Hände reiben würde. In seinem existenzialistischen Subtext zeigt sich deutlich das Verwandtschaftsverhältnis zwischen »Prometheus« und »Alien«, das sich auch in der schlagkräftigen Heldin widerspiegelt, die hier ihre Kraft aus der eigenen Weiblichkeit und nicht aus der Nachahmung männlicher Kampfmuster zieht. Rapace beweist hier, dass sie problemlos auch eine Hollywood-Produktion auf ihren Schultern tragen kann.
In »Prometheus« bleibt Scott wieder seiner Mischung aus Science-Fiction und Horror treu. Zahlreiche glitschige Kreaturen sorgen hier für die nicht immer appetitliche Dezimierung der Crew und das weitverzweigte, spärlich ausgeleuchtete Höhlensystem, das an ein Pharaonengrab erinnert, bietet genug Raum für böse Überraschungen. Scott entwirft ein rundum düsteres, in sich stimmiges Szenario, das weniger auf glitzernde High-Tech-Spielereien als auf ein erdiges und organisches Design baut, in das die 3D-Effekte pointiert eingearbeitet werden. Das alles summiert sich zu einem durchaus sehenswerten Stück Genreunterhaltung, das allerdings an den filmhistorischen Rang von »Alien« oder »Blade Runner« längst nicht heranreichen kann.