Der Lindenow-Kunstrundgang stand kurz vor dem Aus. Heute startet er mit Rekordbeteiligung.
Die Spinnereirundgänge, das Tapetenwerkfest, Rundgänge der HGB – das Angebot an Spaziergängen zu Kunst und Künstlern in Leipzig ist vielfältig. Seit 2008 wird es vom Lindenow bereichert. Zweimal im Jahr öffnen die unkommerziell arbeitenden Kunsträume in Lindenau je für ein Wochenende ihre Türen. Doch das diesjährige Frühlings-Lindenow war wegen mangelnder Förderung entfallen.
»Wir haben tatsächlich überlegt aufzuhören«, sagt Anna Schimkat, Mitbegründerin und Organisatorin des Rundgangs. »Doch dann haben wir uns entschlossen, die vorhandenen Kräfte zu bündeln und Lindenow auf festere Füße zu stellen.« Konkret heißt das: Es gründete sich ein Verein zur Förderung des Netzwerks unabhängiger Kunsträume im Leipziger Westen. Als Verein hoffen die Macher nun darauf, gegenüber dem wichtigsten Förderer, der Stadt Leipzig, geschlossen auftreten zu können. Ein konsequenter Schritt, auch weil das bisher lose miteinander verbundene Netzwerk in der Vergangenheit mehrere Auslandsaufenthalte gemeinsam organisierte und Ausstellungen kuratierte.
Neu ist auch die Erweiterung der beteiligten Räume in Richtung Plagwitz: »Früher gab es die klare 04177-Grenze«, so Schimkat in Anspielung auf die Lindenauer Postleitzahl. »Das ergibt nicht mehr so viel Sinn, da die räumlichen Strukturen sich in den letzten Jahren immens verändert haben.« Am ersten Lindenow 2008 waren noch neun Räume beteiligt, die rund um den Lindenauer Markt für eine Verdichtung der Kunstszene sorgten – »Die Kassette« oder das »Panipanama« gibt es inzwischen nicht mehr. Waren im letzten Jahr noch zwölf Räume vertreten, sind es diesmal durch die Erweiterung schlagartig 30 geworden. Dazu gehören unter anderem das »A und V«, das »D21« und der »Kunstraum Michael Barthel«.
Mit dem Garten »AnnaLinde« und dem kürzlich eröffneten Gedenkort Josephstraße, der eine individuelle Auseinandersetzung mit historischen Kontinuitäten, Familienbiografien und persönlichem Bezug bietet, sind auch zwei urbane Räume vertreten. Persönlicher Bezug ist auch Thema einer groß angelegten Ausstellung im Westwerk: Die Betreiber des »Westpol« und des »Monaco Beach Club« laden per Open Call zu einer Ausstellung: Nach dem Motto »Alles kann, nichts muss« sind Künstler eingeladen, Werke auszustellen, die sich mit dem Arbeitsstandort Leipzig auseinandersetzen. Am Freitag winkt dann »the same procedure as every year«: Das Fest für die Kunst geht in ein Tanzfest über. Wo gefeiert wird? Das erfahren Besucher des Lindenow auch weiterhin nur beim Kunstgenuss – übers Stille-Post-Prinzip!