Der Wettbewerb stand unter dem Motto »WonneWagnisWiderstand«. Zu hören war allerdings wenig Widerstand, und sonderlich viel gewagt hatten die drei prämierten Komponisten auch nicht.
Knapp 200 Besucher hatte das Preisträgerkonzert in das MDR-Studio am Augustusplatz gelockt – darunter erfreulicherweise sehr viele junge Menschen, die neugierig auf die Leistung ihrer komponierenden Altersgenossen waren. Die Jury, bestehend aus den drei Komponisten Bernd Franke, Detlev Glanert, Wilfried Krätzschmar sowie dem Schlagzeuger Gerd Schenker, wählte die drei Preisträger aus insgesamt 15 Einsendungen aus. Für den Vorsitz der Jury konnte der MDR Wagners Urenkelin Nike Wagner gewinnen, die berichtet, dass ihrem Urgroßvater die »Ehrung mit einem Wagner-Wettbewerb ganz und gar gefallen« hätte.
Eröffnet wird der Abend aber mit einer Reminiszenz an den Namensgeber des Wettbewerbs, Richard Wagners Konzertouvertüre C-Dur. Das Stück ist keines seiner Meisterwerke, passt aber insofern gut in den Rahmen des Konzerts, als dass man hier ein Frühwerk Wagners aufführt – und den Komponisten damit auf eine Stufe mit den drei Preisträgern stellt.
Der Drittplatzierte des Wettbewerbs ist in Leipzigs Musiklandschaft kein Unbekannter mehr: Der Portugiese Manuel Durão hat mit diversen Kompositionen bereits gut dotierte Preise eingeheimst. Sein Stück »Fenster« wollte allerdings nicht so recht überzeugen. Sehr zugänglich waren seine Melodiebögen, fast ein wenig seicht, und die Behandlung der Instrumente wirkte leicht uninspiriert. Fast bezeichnend war es dann, dass Durão als einziger Preisträger mit einem ostentativen Zitat von Wagners Tristan-Akkord aufwartete.
Sein Leipziger Kommilitone Rafael Soto bekam den zweiten Preis für seine Komposition »Kreuzung«. Mit dem Titel wollte der Spanier eine Metapher für die gesellschaftliche Situation seines Heimatlandes herstellen, insbesondere für die Demonstrationskultur seiner Generation. Sein Werk mischt dissonante Klangschichten mit kalkuliertem Durcheinander; Soto gelingt es vor allem, seine Komposition dynamisch spannend zu halten.
Zum Gewinner des Kompositionswettbewerbs wurde der Südkoreaner Jinhyung Chung gekürt, seine Komposition »Tropfen« hatte die Jury am meisten beeindruckt. Seine musikalische Studie über die Form und Bewegung der kleinsten Wasserteilchen bediente die erwarteten Klangergebnisse jedoch nur bedingt. Wasser sucht sich in der Natur bekanntlich seinen eigenen Weg, Chungs Komposition erweckte eher den Eindruck eines angelegten Wasserlaufs. Für die Unberechenbarkeit gibt es in der Musik die Aleatorik, Chung zog es vor, mit rhythmisch auskomponierten Streicherzupfern die filigrane Bewegung von Tropfen abzubilden. Bemerkenswert allerdings war Chungs Experimentierfreude mit dem Instrumentarium und sein Faible für interessante Klangfarben – ob dies für den Sieg ausreichte, wird das Geheimnis der Jury bleiben.