»Offene Räume, offener Ausgang / Open Spaces, open end« lautete der Titel der gestrigen Gesprächsrunde in der Halle 14. Jetzt, wo es hier nach der Sanierung nicht mehr reinregnet und die Etagen die verschiedensten Projekte und Künstler beherbergen, soll das Besucherzentrum Raum bieten für die Frage: Was tun die Leute hier eigentlich? Und vor allem: Wie tun sie es?
So sitzen auf dem Podium neben dem Künstler Mark Matthes, der sein Atelier im Haus hat, die derzeitige Second-Chance-Stipendiatin der HALLE 14, Maša Cvetko, und die Akteure der IBUg (Industriebrachenumgestaltung), Maxi Kretzschmar und Thomas Dietze. Benanntes Ziel war es, dass die drei Parteien im Gespräch ihre Projekte vorstellen sowie anschließend die Ansätze und Utopien ihrer Arbeitsweisen diskutieren. Alle drei verbindet die Affinität zu den Ruinen des Industriezeitalters: Brachliegende Leerräume geben ihnen Ansporn, sie mit neuem Sinn oder utopischen Gedanken zu füllen, getragen von dem Wunsch andere, kollektive Arbeitsweisen auszutesten und dadurch Austausch zu beflügeln.
Doch Austausch und Diskussion kamen während des gut 90-minütigen Podiumsgespräches etwas zu kurz. Was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat, im Gegenteil: Gut 40 Besucher lauschten konzentriert den Ausführungen der drei und stellen überaus interessierte Detailfragen.
Besonders faszinierte das Projekt „Betriebsausflug“, dass mitinitiiert von dem aus Hamburg stammenden Mark Matthes im vergangenen Jahr rund 200 Hamburger Künstler für zwei Wochen nach Leipzig und wenig später 100 Leipziger Künstler nach Hamburg brachte. Die beantragten Fördergelder wurden nur zur Hälfte bewilligt, mehr als einen Zuschuss zu den Fahrt- und Materialkosten konnte nicht gezahlt werden. Trotzdem oder gerade deshalb entwickelte das Projekt eine unglaubliche Dynamik, das Kaufhaus Held wurde im Zuge dessen erschlossen und ein paar Hamburger sind dauerhaft nach Leipzig gekommen. Schon in Hamburg war Mark Matthes aktiv in Sachen Gängeviertel: Ja, da stünde die eigene künstlerische Arbeit vor lauter Networking manchmal hinten an oder reagiere auch direkt auf die äußeren Bedingungen, gab er offen zu.
Dass wir es nicht mit einem leipzigspezifischen Phänomen zu tun haben, bestätigte auch Maša Cvetko, Architektin aus Ljubljana. Dort hat sie im vergangenen Jahrzehnt mit ihrem Büro prostoRož zahlreiche öffentliche Plätze neu gestaltet und arbeitet derzeit mit der Initiative Bürgerbahnhof Plagwitz (IBBP) an einem Gestaltungskonzept für das ehemalige Güterbahnhofareal im Leipziger Westen. Mit Leipzig verband sie schon vor ihrem Aufenthalt eine relaxte Atmosphäre, eine starke Kunstszene sowie aktive junge Leute.
Zu den zählen auch Kretzschmar und Dietze, die mit einem Film von der letzten IBUg beeindruckten und neben der Tatsache, dass es sehr sinnvoll sein kann, mit Stadtverwaltungen in einen direkten und offenen Dialog zu treten, den Besuchern vor allem eine simple, wie sinnvolle Parole mit auf den Weg gaben: »Für große Abrechnungen bleibt uns wenig Zeit.« Stattdessen versuchen sie, soviel wie möglich so einfach wie möglich organisiert zu bekommen, sei es über Eintrittsgelder oder über Sachspenden: »Jeder Kartoffelsack findet bei uns eine sinnvolle Verwendung.«