Bence Fliegauf erzählt eine erschütternd wahre Geschichte im fiktiven Gewand. Zwei Holländerinnen begeben sich mit ihrer Leihmutter auf einen unterhaltsamen Roadtrip durch die USA. Dort geht eine Gruppe junger und zunehmend radikalerer Menschen unter dem Namen »The East« mit terroristischen Übergriffen gegen rücksichtslose Großunternehmen vor. Die 80-jährige Paulette bäckt ganz vorzügliche Muffins. Nicolas Winding Refns neuer Film »Only God Forgives« spaltet die Meinung der Redaktion – und es herrscht schon wieder Endzeitstimmung auf der Leinwand: Dieses Mal verbreitet sie Guillermo del Toro, der apokalyptische Giganten aus dem Meer gegen Roboter antreten lässt.
Schwarz färbt das Öl das Meer, den Strand und das Gefieder der Vögel. Schwarz fließt das Öl aus den Lüftungsschächten in der Villa des millionenschweren Vorstandschefs, dessen Firma die Umweltkatastrophe verursacht hat. Auge um Auge, Zahn um Zahn lautet das biblische Motto der Öko-Aktivisten, die den Anschlag verübt haben. In den Chefetagen reagiert man zunehmend nervös auf die militanten Aktivitäten der Gruppe »The East«. Die ambitionierte Nachwuchsagentin Jane (Brit Marling) wird beauftragt, die illegale Organisation zu infiltrieren, deren Mitglieder in einem abgelegenen Haus tief im Wald leben. Vordergründig als Undercover-Thriller angelegt, geht Zal Batmanglij mit »The East« weit über seinen Krimiplot hinaus. Der Film stellt durch die Radikalität seiner Hauptfiguren nicht nur die moralische Frage nach der persönlichen Verantwortung für die destruktiven Kräfte des Kapitalismus, sondern analysiert auch mit großer Genauigkeit die Psychostrukturen einer Gruppe, die sich im Widerstand von der Gesellschaft abgekoppelt hat. Herausragend ist das junge Ensemble um Brit Marling, die auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, Alexander Skarsgård und »Juno«-Darstellerin Ellen Page. Die ganze Kritik können Sie im Juli-kreuzer nachlesen.
»The East«: ab 18.7., Kinobar Prager Frühling
Von Anfang an herrscht eine trügerische Stille in dem Sozialdrama »Just The Wind« über eine Roma-Familie, die sich angesichts der Tatsache, dass vor Kurzem eine andere Familie ermordet wurde, nicht mehr sicher in ihrem Zuhause fühlt. Ohnehin scheint sich der Alltag der beiden Geschwister Anna (Gyöngyi Ledvai) und Rio (Lajos Sárkány) nur mit rassistischen Übergriffen und einer Dorfgemeinschaft, die eher weg- als hinschaut, aushalten zu lassen. Sintis und Romas werden hier geächtet und als Projektionsfläche für gesellschaftliche Schieflagen benutzt. Bence Fliegauf (»Womb«, 2011) erzählt die fiktive Geschichte dieser Familie basierend auf einer realen Mordserie in Ungarn. Die sommersatten Farben, in die er sein Drama getaucht hat, kontrastieren die nervösen Blicke seiner Protagonisten. Die Landschaftskulisse gibt eine Idylle vor, die sie letztlich nicht ist – zumindest nicht für die Familie. Selbst die Polizei begrüßt die Morde. Rio hat längst Vorkehrungen getroffen und im Wald ein Versteck ausgebaut. Obwohl Fliegauf seinen Figuren mit der Kamera dicht auf den Fersen bleibt, zeichnet sich sein Film vor allem durch einen äußerst behutsamen, fast schon zurückhaltenden Umgang mit diesen aus. Die ganze Kritik können Sie im Juli-kreuzer nachlesen.
»Just The Wind«: 18.-21., 23./24.7., Schaubühne Lindenfels
Sophie ist mit ihrer Schwester, zu der sie eher ein distanziertes Verhältnis pflegt, nach Amerika gereist, um ihre Mutter – »na ja, vielmehr unsere Gebärmutter« – in eine Reha zu bringen. Nur entspricht Jackie leider nicht ganz der Vorstellung, die sich die beiden 30-jährigen Niederländerinnen von ihrer Leihmutter gemacht haben. Sie redet nicht, zielt mit der Schrotflinte auf die Tochter und wohnt in einem alten, zugerümpelten Wohnwagen, der nun das Gefährt wird für den Roadtrip dieser drei unterschiedlichen Frauen – eine abgebrühte Businessfrau, ein naiver Familienmensch und eine unnahbare Einsiedlerin (alle drei überzeugend gespielt: Carice Van Houten, Jelka van Houten, Holly Hunter). Und doch kommt einiges zur Sprache: Warum Sophie für ein »Arschloch« arbeitet, wieso Daan immer noch keine Kinder hat und ob Jackie ein besserer Indiana Jones ist, als es die schwulen Väter je waren. Dass hier überhaupt nicht weiter thematisiert wird, ob zwei Schwule Kinder großziehen können (das haben sie längst getan und scheinbar gut hingekriegt) und eine ältere Dame ganz selbstverständlich allerbeste Kfz-Kenntnisse besitzt, ist eine große Stärke dieses Filmes. Die ganze Kritik können Sie im Juli-kreuzer nachlesen.
»Jackie – Wer braucht schon eine Mutter?«: ab 18.7., Passage Kinos
Bereits vor dem ersten Bild ist klar, in welche Richtung der Film gehen wird: Die Tonspur beginnt mit zwei tiefen Bassschlägen. Dazu kommen sogleich eindrückliche Bilder, die einen faszinierend-seltsamen Sog ausüben – obwohl es äußerst brutal wird auf der Leinwand. Der langsame, unerbittliche Bilderstrudel reißt immer weiter mit und verleitet zu einem permanenten Schwanken zwischen schützender Distanz und Schwärmerei. Diese visuelle Wucht greift unvermittelt zu, ja überwältigt sogar an manchen Passagen. Es geht um Nicolas Winding Refns (»Drive«) neuen Film »Only God Forgives«: ein Mutter-Sohn-Drama, eingebettet in die abseitige Unterwelt Bangkoks voller käuflichem Sex, harten Drogen und der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die ganze Kritik können Sie im Juli-kreuzer nachlesen.
»Only God Forgives« (OmU): ab 18.7., Passage Kinos, CineStar
War es im ersten Teil noch ein trauriger Anlass, der die ehemaligen Kindheitsfreunde zusammenbrachte, ist im zweiten Teil der Grund zwar ein freudiger, aber das Kinoereignis wird darum nicht besser. Irgendwie hat es sich doch längst ausgesandlert, oder? Das erste Mal, dass Adam Sandler in einem Film eine Fortsetzung erhält. Aber es bleibt ein dummgleiches Spiel mit Geschlechterklischees. Unsere Empfehlung: Nicht reingehen, sondern draußen bleiben und lieber dem Sommerkino einen Besuch abstatten.
»Kindsköpfe 2«: ab 18.7., Cineplex im Alleecenter, CineStar, Regina Palast
Und wieder herrscht Endzeitstimmung auf der Leinwand, dieses Mal verbreitet sie Guillermo del Toro (»Hellboy« 1+2, »Pans Labyrinth«): Die Kaiju, monströse außerirdische Kreaturen, erheben sich aus dem Meer und ziehen in einen Krieg gegen die Menschheit, der Unzählige das Leben kosten und die Reserven der Erde bis in alle Zeit aufbrauchen könnte. Um die Kaiju zu bekämpfen, wird eine spezielle Waffe hergestellt: Riesige Roboter namens Jaeger, die durch zwei Piloten gesteuert werden, deren Gehirne durch eine neuronale Brücke ebenfalls miteinander verknüpft werden. Jedoch scheinen selbst die ausgeklügeltsten Waffen an den übermächtigen Aliens zu scheitern. In ihrer Ratlosigkeit wenden sich die Streitkräfte der Erde an den abgehalfterten Ex-Piloten Raleigh Antrobus (Charlie Hunnam) und seine unerfahrene Novizin Mako Mori (Rinko Kikuchi), die ein scheinbar schlecht ausgerüstetes, älteres Modell der Jaeger gegen die Kaiju in den Kampf führen sollen.
»Pacific Rim« (3D): ab 18.7., Cineplex im Alleecenter, CineStar, Regina Palast
Statt die Altersarmut zu akzeptieren, schafft sich die rüstige Rentnerin Paulette ein zweites Standbein und vertickt im Viertel Drogen – und das sehr erfolgreich. Die 80-Jährige verkauft die Highmacher als Kuchenleckerlis. Unser Autor Martin Schwickert hat sich die französische Komödie »Paulette« für uns angesehen.
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Gute Unterhaltung im Kinosessel!