Im Kampf gegen mutmaßliche Extremisten schwillt dem ein oder anderen Journalisten schon mal der Kamm, besonders wenn diese sich auch noch anmaßen, in der Provinz und am Ort des Geschehens die Ruhe der friedlichen Anwohner stören.
Das geht gar nicht, schon gar nicht in Sachsen und absolut gar nicht in Rackwitz. In dem nordsächsischen Ort sollte im Herbst eine Unterkunft für Asylsuchende eröffnet werden und damit witterten die Rackwitzer – wie in Sachsen üblich – den Untergang des Abendlandes, was sie mit 1200 Unterschriften gegen das Heim demonstrierten. Die NPD sprang auf den Demozug auf, und Antifa- und Menschenrechtsgruppen organisierten entsprechende Gegenaktionen gegen die rechten menschenfeindlichen Umtriebe.
Das ging dem Redaktionsleiter der LVZ-Redaktion Delitzsch-Eilenburg, Frank Pfütze, zu weit und er stellte in einem Kommentar am 11. September 2013 fest, dass es, trotz der 1200 Unterschriften, kein rechtes Problem in Rachwitz gebe, sondern lediglich mit Rechten und Linken, die nach Rachwitz kämen und »das Thema Asylbewerber für sich missbrauchen«. Sie bezeichnete er im nächsten Satz seines Kommentars nur noch als »der braune und rote Abschaum«.
Nun ist die Gleichsetzung von links und rechts so billig wie falsch, aber der Presserat stieß sich vor allem an dem Wort »Abschaum«: »Der Beschwerdeausschuss war der Ansicht, dass die Bezeichnung ›Abschaum‹ gegen Ziffer 9 des Pressekodex verstößt, weil sie beleidigend ist. Menschen als ›Abschaum‹, also Abfall, zu bezeichnen, verletzt die Menschenwürde der Betroffenen.«
Bei der LVZ will man sich zu dem Vorgang erst äußern, wenn er rechtlich geprüft wurde.