Mit viel Getöse und riesigem Kopf empfängt ein bunter Drachen im Restaurant Nin Hao die Gäste von Lu Jian Guo und seiner Frau Li Ya Jun. Die nehmen das eher gelassen und freuen sich über das Prozedere so wie jedes Jahr, wenn nach dem chinesischen Mondkalender ein Jahr zu Ende geht und das neue beginnt. Zwei Tage lang verwandelt sich das gastliche Haus in der sonst eher nüchternen Axis-Passage dann immer in einen rot-bunten Tempel.
Mit original chinesischer Musik, Künstlerkollegen aus dem Reich der Mitte und einem üppigen Büffet ihrer Köche vermitteln die Gastgeber stets ein fröhliches Treiben ähnlich dem in ihrer Heimat. »Nach der chinesischen Mythologie gelten Drachen und Pferd kombiniert als gemeinsames Zeichen für Geist, Kraft, Vitalität und glückliche Umstände«, verrät Li Ya Jun und erzählt, dass das Jahr des Pferdes für Wohlstand und Überfluss steht. So erinnern die Formen der mit Fleisch und Gemüse gefüllten Teigtaschen an Münzen aus dem alten China, der gedünstete Karpfen an das Symbol für »jedes Jahr mehr Überfluss«. Die aus Kürbis und Karotten geschnitzten Kunstwerke zeugen von Aufwand und Sorgfalt bei der Zubereitung der Speisen.
Nach dem ausgiebigen Mahl, bei dem es sich die Gäste unter anderen bei knusprigem Entenfleisch, Fisch mit chinesischem Sauerkraut, Glasnudeln mit Tintenfisch und Shrimps sowie Sojakäse nach Pingqiao-Art und Sesamsalat gut gehen lassen, läuten harte Trommelschläge den kulturellen Teil des Neujahrsfestes ein. Lu Jian Guo sorgt mit ruhigen Klängen auf der zweisaitigen chinesischen Geige wieder für harmonische Töne. Temperamentvoll geht das Stück »Galoppierende Pferde« über die Bühne, fast melancholisch der eigens von ihm für das Neujahrsfest komponierte Titel »Sehnsucht nach dem Frühling«. Wie stets bei diesem Fest trägt die Leipziger Sopranistin Alexandra Rößler chinesische Lieder vor. Viel Applaus bekommen Liren Lu am Klavier und Hao Shiying für ihren Vortrag auf der Guzheng. Das ist ein Holzinstrument, ähnlich wie eine Zither, aber 1,60 Meter lang und mit 21 Saiten bespannt, dem die junge Musikerin ganz zauberhafte Töne entlockt.
Glaubt man allen chinesischen Weisheiten, die im Laufe des Festes verkündet werden, klappt im Jahr des Pferdes rein alles. Dann kommen auf uns in den nächsten zwölf Monaten nur Glück, Freude und Reichtum zu. Das wär‘ doch mal was!