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Kultur

Hin und weg

In ihrer neuesten Krystallpalast-Varieté-Nummer sucht Lilli die Sonne

  Hin und weg | In ihrer neuesten Krystallpalast-Varieté-Nummer sucht Lilli die Sonne

Alle reden vom Wetter, wir auch. Während sich die Himmel über Pleiße, Elster und Parthe verdunkeln, leuchtet ein Kleinkunststern auf im Herzen des Dreistromlandes. Conférencière Lilli ist mit einer neuen Urlaubsshow zurück. Mit »Auf & Davon« holt die Pflaume im Speckmantel (Selbstbezeichnung) fantastische Artisten auf die Varietébühne.

Klar, dass Urlaubsziele und touristische Fortbewegungsarten den thematischen roten Faden bilden, der dieses Reisebündel zusammenschnürt. Zusammen mit Musik-Komiker Klaus Renzel – er klebt sich gern Objekte wie Kastagnetten oder Pömpel auf den Glatzkopf – zwitschert sich Lilli vom Camping-Tupper-Terror bis zum Texas-Nervensägen-Massaker. Logo, ein paar halbseidene Jokes sind dabei – Lilli hat schließlich eine breite Palette an Publikumswünschen und -geschmäckern zu bedienen. Lockeres Länderraten findet zu Natalya Netselyas Sandmalereien statt. Mit feiner Körnung schüttet, wischt und schabt sie bekannte Skylines auf den Projektor, die dann auf eine Leinwand geworfen werden. Diese kleinen poetischen Pausen bilden die Brücken zu spektakulären Kraft- und Balanceakten. Ein Tempojongleur kommt dabei kurzweilig, ein Puppenspieler komisch rüber. Mit dem, was er alles auf Kinnspitze & Co. im Gleichgewicht halten kann, trumpft Senmaru auf – und führt ganz nebenbei auch das im Publikum aufblitzende Klischee vom unterwürfig-dümmlichen »Schlitzauge« vor und ad absurdum. In seiner traditionellen japanischen Jonglage lässt er Kugeln und unförmige Dinge über einen kreisenden Regenschirm wandern, balanciert er eine unwuchtige Teekanne auf einem Stock und erweist sich dann als kunstvoller Regenmacher.

Als artistische Höhepunkte der Sehenswürdigkeiten-Show müssen Viktoria Gnatiuks und Marco Nourys Akrobatiknummern gelten. Die Ukrainerin hat ein für eine Handstand-Artistik ungewöhnliches Requisit erwählt. Sie baut – natürlich kopfüber – aus neonfarbenen Bauklötzen eine Art Jenga-Turm auf, um auf diesem schließlich herumzuturnen, einhändig den Spagat zu zeigen und auf dem Kopf zu balancieren. Gleich mehrfach erhebt sich Noury in die Luft. Zuerst am Ring, dann an zwei Bändern (Strapaten) dreht, kreist und pendelt er über das Publikum hinweg. Wenn er raumfüllend dicht vorm Zuschauerauge vorbeischwirrt, erreicht auch die Show um die Sonne ihren Zenit. Da muss man einfach hin und weg sein.


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