anzeige
anzeige

Bilder, Bach und Porsche

Auf arte fahren Judy Lybke und Henry Hübchen durch die Leipziger Nacht

  Bilder, Bach und Porsche | Auf arte fahren Judy Lybke und Henry Hübchen durch die Leipziger Nacht

Jenseits des ganzen Hypezig-in-den-Medien-Wahns zeigte arte am Sonntag in dem Lieblingsformat »Durch die Nacht mit ...«, wie Galerist Judy Lybke dem Schauspieler Henry Hübchen sein Leipzig zeigt. An bekannten Orten tauschen sich die beiden über Kunst, Theater und das Leben aus. Und sind dabei so nett, dass es langweilt.

Es fällt ziemlich schnell das Wort »Kotztüte«. Henry Hübchen und Gerd Harry Lybke (von Hübchen tatsächlich Harry genannt, vom Rest der Welt Judy) steigen in ein Auto, um damit die Teststrecke von Porsche entlangzubrettern, wobei Hübchen befürchtet, ihm werde gleich schlecht. Der »Grundstein für eine echte Männerfreundschaft« werde in der Sendung gelegt, verspricht arte in der Vorschau auf »Durch die Nacht mit ...«. Und so bekommt auch die unbedarfte Zuschauerin mit, dass es bei Porsche eine Rennstrecke gibt, deren Kurven denen vom Nürburgring nachempfunden wurden. Man hatte ja keine Ahnung!

Sonst sind die Orte, die die beiden Herren an diesem Abend ansteuern, aber altbekannt: UT Connewitz, Kinobar Prager Frühling, das Restaurant Stelzenhaus, Thomaskirche, Bildermuseum und na klar, die Spinnerei. Hier erklärt Lybke mal schnell in seiner Galerie, wie das funktioniert auf dem Kunstmarkt: »Es ist wichtig, was draufsteht.« Hübchen amüsiert sich prächtig, weil er irgendeine Skulptur mitgeschleppt hat, die ihm mal als Preis verliehen wurde und die Lybke jetzt schätzen soll. Der stellt fest: Das Wertvollste daran sei, das Hübchens Name draufsteht.

Es werden viele Komplimente und Höflichkeiten ausgetauscht zwischen den beiden. Streit, Diskussion oder wenigstens mal eine Meinungsverschiedenheit gibt es nicht, wodurch die Sendung leider immer an der Grenze zur Langeweile langschlendert. Lybke stellt investigative Fragen wie: »Machst du Theater wegen Rampensau oder wegen Leuten?« Hübchen erzählt, dass er nicht mit einer Ehefrau zusammenwohnt. »Aber ach, will das jemand wissen?«, fragt er dann selbst. Ein Organist spielt für die beiden Bach. »Das ist ja so frisch wie heute, gar nicht verstaubt«, zeigt sich Lybke musikkennerisch.

Interessant anzusehen ist dagegen, wie distanziert Hübchen jetzt, fast 40 Jahre später, auf sich selber im Defa-Film »Die Moral der Banditen« schaut. Lybke war früher mal Aktmodel und ist jetzt der Zeitgeist. Neo Rauch taucht zumindest in Katalogform auf.

Vor allem erinnert diese »Durch die Nacht mit ...«-Ausgabe daran, dass es doch mal kalte Nächte gab in diesem Winter. Richtig gehen lässt sich keiner der beiden Limonadentrinker. Hübchen macht immerhin Witze mit einer alten VHS-Kassette. Am mitreißendsten lacht zum Schluss Miriam Pfeiffer, die sich in ihrer Kinobar anschaut, wie Hübchen in der Berliner Volksbühne immer wieder »Nein! Neeeiiin!« brüllte. Danach wird der Männerfreundschaftsabend mit einer Umarmung beendet. »Hat Spaß gemacht«, sagt Hübchen und muss schnell wieder nach Berlin.


Kommentieren


0 Kommentar(e)