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Politik

Mit Aluhut gegen die Verschwörung

Die erste Montagsdemo in Halle wurde von einer Gegendemo begleitet

  Mit Aluhut gegen die Verschwörung | Die erste Montagsdemo in Halle wurde von einer Gegendemo begleitet

Auch Halle hat jetzt eine Montagsdemo. Schneller als in Leipzig formierte sich doch auch eine Gegendemo. In der Messestadt wiederum warfen die Veranstalter das erste Mal Nazis aus der Veranstaltung.

Nach dem bereits mehrere sogenannte Montagsdemos in Leipzig - und bundesweit an rund 30 anderen Orten - stattfanden, ist die Protestwelle auch in Halle angekommen. Rund 200 besorgte Bürgerinnen und Bürger demonstrierten am Montagabend auf dem Marktplatz für Frieden, eine ehrliche Presse und soziale Gerechtigkeit. Für kontroverse Diskussionen sorgte die Annahme, dass rechtsradikale Gruppen die friedlichen Proteste instrumentalisieren könnten oder andere mit der Sündenbock-Logik die Übel der Welt geißeln und damit strukturellem Antisemitismus Vorschub leisten würden. Nachdem die Facebook-Seite der Halleschen Montagsdemo mit über 1.000 Likes die Veranstaltung angekündigt hatte, rief das Bündnis »Frieden ohne Aluhut« kurzerhand zur Gegendemo auf.

Die fünf Hochschulgruppen RCDS, Jusos, Liberale, GHG und SDS sowie die Halleschen Jugend-Parteiorganisationen Junge Union, Jusos, Grüne Jugend, Junge Liberale und solid-Linksjugend waren mit cirka 50 Personen an der Gegendemo beteiligt. Während die Montagsdemonstranten energisch Reden hielten, standen die Studierenden nur ruhig daneben, einige trugen aus Alufolie gebastelte Hüte auf dem Kopf. Der Aluhut steht laut Veranstalter symbolisch für Verschwörungstheorien. Inhaltlich mahnten die Studierenden die Besucher der Montagsdemo mit Flugblättern, nicht »mit vereinfachten Lösungen nach Sündenböcken« zu suchen.

Die Montagsdemonstranten dagegen waren verärgert über die Gegendemo. »Alles gekauft«, meinten einige. »Hier geht es doch um Frieden!«, stellten andere fassungslos fest. Um einen Wartburg mit Lautsprechern und in DDR-Volkspolizei-Lackierung versammelten sich die Bürger. In den Reden spekulierten sie über die Verursacher der Krim-Krise. Eine Security-Firma bewachte die Montagsdemo zusätzlich zu den Polizisten.

Plötzlich standen einige Jugendliche auf der Rathaustreppe auf, riefen »Keinen Frieden mit Antisemiten«. Mit einem Banner und einer Israelflagge forderten sie »Kommunismus statt Antisemitismus«. Die Studierenden mit Aluhut stellten sich spontan zu ihnen, die restlichen Studierenden klatschten euphorisch Beifall. Dann versuchen die vermummten Jugendlichen, in die Menge der Montagsdemo zu drängen und sie damit zu stören. Dort hielt sie die Polizei auf und schob sie zurück. Nach kurzer Zeit beschimpften sich die Demonstranten beider Seiten gegenseitig. Ein alkoholisierter Mann brüllte von der Rathaustreppe. Im Vorbeigehen sagte ein Mann von der Montagsdemo entnervt: »Irgendwie haben doch alle recht.« Nach einer Stunde war dann die Luft raus und die Demo verlief sich. Der Protest der Studierenden war eine erste, schnelle Reaktion. Mehr als die Empörung der Montagsdemonstranten über die »von den etablierten Parteien gekauften Gegendemonstranten« blieb aber nicht. Es bleibt abzuwarten, was nächsten Montag folgt.

Nichts Neues hingegen gibt es aus Leipzig zu berichten, wie ein Anwesender dem kreuzer mitteilte. Menschen schütteten sich ihren Seelen erneut zu verschiedenen Themen aus, die mehr oder weniger mit Frieden zu tun haben. Zu »Let it Be« von den Beatles stiegen Luftballons in den Himmel, einige Gegendemonstranten trugen Schilder wie »Geilo« und »Ich bin das Volk«. Dieses Mal machten die Veranstalter Ernst mit der Abgrenzung gegen rechts: Nachdem ein Antifa das Mikro ergriff und auf zwei Nazis hinwies, wurden diese durch die Veranstalter von der Kundgebung ausgeschlossen.


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