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Kultur

Launiger Abend mit Freibier

Der Sächsische Theaterpreis geht nach Chemnitz, Bautzen und Dresden

  Launiger Abend mit Freibier | Der Sächsische Theaterpreis geht nach Chemnitz, Bautzen und Dresden

Die Jury verwandelt den erstmalig vergebenen Sächsischen Theaterpreis sogleich in einen Nachwuchspreis. Und Kulturbürgermeister Michael Faber überrascht mit schlüpfrigen Erkenntnissen zur Kunst.

Lange hat Christian Gampert auf der Schauspielhausbühne herumgeredet und begründet, wer den Preis nicht bekommt. Tillman Köhlers Version des Christa-Wolf-Romans »Der geteilte Himmel« (Staatsschauspiel Dresden) etwa, das unbestrittene Highlight der 8. Sächsischen Theatertage, aber auch Philipp Preuss’ Schnitzler-/Godard-Adaption »Der Reigen oder Vivre sa vie« (Schauspiel Leipzig) waren so schnell aus dem Rennen mit der Begründung, dass beide Häuser ohnehin überregional wahrgenommen werden: »Dafür ist das Theatertreffen in Berlin zuständig.« Eine richtige Strategie der Jury, in der neben dem Theaterkritiker Gampert auch Petra Fischer, Leiterin des Jungen Schauspielhauses in Zürich, und Harald Müller, Verlagsleiter von Theater der Zeit saßen.

Doch das Bedenken tragende Spiel auf der Bühne ging weiter. Gampert betonte, wie erholend es gewesen sei, sich von dem mitunter anstrengenden Avantgarde-Theater, das im Westen üblich sei, zu entfernen und ernsthaftes und zuschauerorientiertes Theater zu erleben. Und natürlich forderte auch Gampert den Erhalt des theaterwissenschaftlichen Instituts. »Da wird ein neues Gebäude hingesetzt, das aussieht wie eine postmoderne Klosterschule, aber die Inhalte werden gekürzt.« Doch es ging auch ums Theater. Zuvor hatte bereits der Kulturbürgermeister Michael Faber festgestellt, dass Theater ja immerhin die schönste Nebensache der Welt sei – zumindest in seinem Alter.

Die Jury lobte das Ensemblespiel etwa im Theater der Jungen Welt und war besonders überrascht von der starken Präsenz von Nazis auf der Bühne. Auch das Problem ist im Westen offenbar keines, welches im Theater reflektiert wird. So viele waren es aber denn gar nicht, lediglich die Landesbühnen und das Theater der Jungen Generation Dresden waren mit expliziten Nazi-Stoffen angetreten, wobei man dies im Falle von »Adams Äpfel« gerne auch hinterfragen darf. Aber immerhin führte dies zum ersten Preisträger: Nahuel Häfliger wurde für seinen Einsatz im besagten Stück »Cherryman jagt Mr. White« ausgezeichnet, in dem er einen jungen Gärtnerlehrling spielt, der als Mitläufer in ein rechtes Attentat gegen einen jüdischen Kindergarten verwickelt werden soll. Auch die Inszenierung war sehenswert und der Förderpreis, dotiert mit 1.000 Euro, ging vollkommen okay. Mehr als abnicken kann man auch die zweite Förderpreis-Kür: Jonas Lauenstein als tragende Figur in der Bautzener Inszenierung von Marius von Mayenburgs Stück »Märtyrer« (vermutlich das erste Mal, dass dieser Autor in Leipzig gespielt wurde). Sowohl die Inszenierung von Michael Funke, als auch das schauspielerische Engagement von Lauenstein waren mehr als überzeugend. Der Gedanke der Nachwuchsförderung, den die Jury mit diesen Entscheidungen aufnahm, passt zum Bild der Theatertage. Der Hauptpreis schließlich, dotiert mit 3.000 Euro – das gesamte Preisgeld hatte die Stadt Leipzig zur Verfügung gestellt – ging an den Hamlet-Darsteller aus Chemnitz, Steffan Migge. Tatsächlich war er das Highlight in einer ansonsten eher überkonzeptionierten Inszenierung von Bogdan Koca, die ihre hohen selbst gesteckten Ziele nicht einlösen konnte und bisweilen zum uninspirierten Tür-auf-Tür-zu-Theater versandete.

Als erste Jury haben die drei Juroren damit Maßstäbe gesetzt, wie mit dem Preis verfahren werden kann, auch wenn sie sofort eine Erhöhung der Preissumme forderten. Der Chemnitzer Intendant und Vorsitzende des Landesverbandes in Deutschen Bühnenverein zeigte sich denn auch mit der Bilanz zufrieden, rund 2.300 Besucher hatten die 33 Veranstaltungen besucht. »Wir haben hier wirklich ein Festivalfeeling erzeugen können und auch viele Theaterkollegen haben nicht nur gespielt, sondern sind auch geblieben, um zu schauen. Von daher werden sicher viele ihre Impulse in die Häuser zurücktragen.« Die Ergebnisse gibt es dann in zwei Jahren beim nächsten Theatertreffen zu sehen.


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