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Kultur

»Ich wünsche mir mehr Aufbegehren, auch von mir«

Rainald Grebe über Politik, Baumärkte und die Nachbarn der Parkbühne

  »Ich wünsche mir mehr Aufbegehren, auch von mir« | Rainald Grebe über Politik, Baumärkte und die Nachbarn der Parkbühne

Nachdem es in seinen letzten Programmen noch um die Natur und Volkslieder ging, nimmt sich Rainald Grebe jetzt in seinem Programm »Berliner Republik« den politischen Geschehnissen an. Im kreuzer-Interview, das wir per Mail führten, während Grebe mit dem Zug durchs Land fuhr, erklärt er, dass ihm seine beschränkte politische Wirkung aber durchaus bewusst ist.

kreuzer: Was läuft falsch in der Berliner Republik?

RAINALD GREBE: Von vielem zu viel, von manchem zu wenig. Ich weiß auch nicht, der Kunde ist König.

kreuzer: In »Kokon« beschreibst du, dass es uns unter Merkel viel zu gut geht, als dass wir wirklich klagen könnten. Schließlich geht es der spanischen Jugend viel schlechter. Und den Flüchtlingen vor Lampedusa erst. Wünschst du dir manchmal mehr Aufbegehren?

GREBE: Ja. Auch von mir.

kreuzer: Hast du ernsthafte politische Absichten bei deinen Konzerten? Du hast zum Beispiel versucht, Leute dazu zu bewegen, gegen das Freihandelsabkommen TTIP zu unterschreiben.

GREBE: Wir haben viele tausend Unterschriften gesammelt und unseren kleinen Teil beigetragen, dass das Thema vor der Europawahl bekannt wurde. Ich bin mir aber der beschränkten Wirkung von solchen Aktionen bewusst.

kreuzer: Ab wann wird das Private politisch?

GREBE: Wenn man das möchte, kann alles politisch werden – auch so‘n überstrapazierter Begriff. Der Kauf eines neuen Kühlschranks ist erst mal der Kauf eines neuen Kühlschranks.

kreuzer: In deinen Songs singst du viel über Selbstoptimierung. Was ist eigentlich so schlecht daran?

GREBE: Wer sagt das? Ich arbeite täglich daran, besser zu werden. Mit Pulsuhr, Schritt- und Kalorienzähler.

kreuzer: Was hat Obi zur Handwerker-Hymne »Handwerk hat goldenen Boden« gesagt?

GREBE: Wir sind noch in Verhandlung, ob das Lied in allen Filialen läuft laufen wird.

kreuzer: Im letzten Interview ging es viel ums Landleben. Lebst du inzwischen auf dem Land? Wie ist es so?

GREBE: Ich hab ein kleines Häuschen auf dem Land. Da das aber ein Ruheraum ist, bin ich jetzt still.

kreuzer: Du machst gerade in Hamburg und Hannover Theater. Gibt es Pläne, wieder ans Leipziger Schauspielhaus zurückzukommen?

GREBE: Nicht in diesem Jahr. Ich arbeite – so hart das ist – an Theatern in Westdeutschland. Die Sehnsucht steigt.

kreuzer: Was hast du als Nächstes vor?

GREBE: Ich mach im Moment vor allem Theater, weil mich das grade mehr interessiert. Aber das wird sich auch wieder ändern.

kreuzer: Könntest du dieses Mal mit den Nachbarn der Parkbühne reden, damit das Konzert nicht wieder Punkt 22 Uhr enden muss?

GREBE: Warum kommen die Nachbarn nicht zu mir und bitten, dass ich bis in die Puppen spiele? Versteh’ ich gar nicht.


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