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Kinder & Familie

Bezahlte Gemeinschaft

Wie Fußballvereine kleine Fans schröpfen

  Bezahlte Gemeinschaft | Wie Fußballvereine kleine Fans schröpfen

Bulli, Paule & Ritter Keule: Fußballklubs rekrutieren ihren Fannachwuchs mithilfe eigener Kids Clubs – und lassen sich das gut bezahlen.

Ungefähr 2,8 Milliarden Euro geben Kinder hierzulande im Jahr aus: für Spielzeug, Markenklamotten, Fanartikel. Beim Kindermarketing-Kongress »Kids & Marke« in Köln im vergangenen März werden gängige Optionen vorgestellt. Hier treten zum Beispiel die Deutsche Fußball Liga und der FC St. Pauli Rabauken-Club auf. Das DFB-Maskottchen Paule darf natürlich auch nicht fehlen. Paule verkörpert seit 2006 den infantilen Bundesadler und reiht sich in die zumeist tollpatschig wirkenden Maskottchen – abgesehen von Ritter Keule bei Union Berlin – ein, die eine neue Kultur im Fußball etablieren, um Kinder frühzeitig in Kids Clubs als zahlende Fans zu generieren. Die Clubs kombinieren traumhaft das Geld der Kleinen mit deren Interesse am Fußball – völlig talentunabhängig und mit dem Versprechen auf ein Gemeinschaftsgefühl. Bei den 36 Vereinen der 1. und 2. Bundesliga existieren 32 Clubs für Kinder und Jugendliche bis 13 Jahren. Den ältesten Club dieser Art betreibt Bayer Leverkusen. Dort entstand Mitte der neunziger Jahre der Löwenclub zur Feriengestaltung, heute bietet er seinen 3.582 Mitgliedern das volle Programm für einen zahlenden, aktiven Fan: zehn Prozent Rabatt auf Fanartikel und Eintrittskarten, Auswärtsfahrten oder Treffen mit dem Maskottchen. Paderborn erlaubt sich, 48 Euro für ein Jahr zu fordern, Mainz dagegen nur 12,60 Euro. Und wie sieht es in Leipzig aus? Der kreuzer schaute nach und fragte an, ob auch hier bald neben den gängigen Kinderartikeln in den jeweiligen Fanshops kommerzielle Formen der Kinderbespaßung auftreten werden.

Die BSG Chemie besitzt kein Maskottchen, dafür allerdings einen von Fans initiierten Familienblock. Hier können sich die Kleinen während des Spiels auf Fußballfernes konzentrieren – wie Malen oder Hüpfen. Bei Lok zieht Maskottchen Loki seit fast zehn Jahren seine Runden. Über einen möglichen Familienblock im historischen Rund in Probstheida schweigt sich der Verein dagegen aus. Das Maskottchen von RB leitete die Trendwende vom Tollpatsch zum Recken im bundesdeutschen Maßstab ein. Der etwas träge wirkende rote, vollschlanke Bulle mit dem Namen Bullidibumm von Red Bull Salzburg wurde 2011 zugunsten des heutigen Bulli aussortiert. Dieser kommt nun reichlich muskelbepackt daher und siegte prompt beim ersten Leipziger Maskottchenlauf. Auf die Frage, ob sich in Leipzig ähnlich wie in Salzburg ein Bullidikidz-Club etabliert und ein Familienblock – derzeit verfügt nur der VIP-Bereich über Kinderbetreuung – entsteht, kam die Replik, dass RB auf strategische Fragen nicht antwortet.


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