Eine Einladung zu einem »Drunken Monday« flattert der Redaktion nicht alle Tage ins Postfach. Da schaut man schon mal genauer auf den Absender: Breitengrad 51. Vor drei Jahren hatten sich Winzer aus dem Saale-Unstrut-Gebiet zusammengetan, um ihre Region künftig stärker und vor allem gemeinsam zu vermarkten. Nun wollten sie ihren ersten »sommerlich leichten Gemeinschaftswein« vorstellen und über Neues berichten. Grund genug, sich am vergangenen Montag auf den Weg ins Restaurant Weinbeisserei am Markkleeberger See zu machen.
Treffen mit Winzern gehören zu den angenehmsten »Weiterbildungs-Veranstaltungen«, die man sich vorstellen kann. Laufen diese doch meist entspannt und genussvoll ab. Von den sechs Winzern, die sich aktuell beim Verband Breitengrad 51 engagieren, standen Matthias Hey, André Gussek und Jochen Born bereit, um den Gästen, unter ihnen die Winzer Bernhard Pawis und Klaus Böhme, die Cuvée »2014 Allerhand« vorzustellen. Auf dem bunten Etikett haben sich alle Winzer mit ihrem Handabdruck verewigt. In die Flaschen kam ein Verschnitt von sechs Weinen, die auf den jeweiligen Weingütern gekeltert, während einer gemeinsamen Sitzung kreiert und schließlich im Landesweingut Kloster Pforta verschnitten und abgefüllt worden sind. Mit 11,5 Volumenprozent entstand ein fruchtiger, leichter Sommerwein, der im Handel 7,90 Euro kosten soll. So unterschiedlich die einzelnen Winzer auch sind, sie verbindet »die Liebe zum Detail und ein absoluter Qualitätsgedanke«, erklärte Matthias Hey auch im Namen derer, die nicht nach Markkleeberg gekommen waren, so wie Christoph Lindner vom Landesweingut Kloster Pforta, Volker und Sandra Frölich vom Weingut Frölich-Hake sowie Frank Böhme vom Weingut Böhme und Töchter. Der kleine Verband steht für Weine nur aus typischen Rebsorten wie Müller-Thurgau, Weißburgunder oder Kerner, die an den alten und steilen Weinbergslagen an Saale und Unstrut wachsen.
Was aus einer Stammtisch-Idee entstanden war, nimmt immer mehr Gestalt an: »Wir wollen die Herkunft als Teil unserer Qualitätsphilosophie stärker in den Vordergrund rücken. Dabei sind wir sicher nicht die Einzigen, aber wir halten das konsequent durch – in guten wie in weniger guten Jahren«, erklärt André Gussek. Die Rückbesinnung auf alte, klassische Lagen mit unverwechselbarem Charakter und Profil dokumentieren jedes Jahr gemeinsam ausgewählte Rot- oder Weißweine, die das Gütesiegel »Breitengrad 51« tragen dürfen. Bei der Verkostung am »Drunken Monday« ergab sich also viel Gesprächsstoff, über Terroir und Lagen, Rebsorten und Oechsle, die Arbeit in den Weinbergen und in den Kellereien.
Als umsichtiger Gastgeber erwies sich einmal mehr Alexander Lehwald, Patron in der Weinbeisserei. Er hatte Muhanad Abu Baker gewonnen, sozusagen als Kontrastprogramm die Gäste mit orientalischen Vorspeisen zu begeistern. Am Abend wurde der Grill angeworfen, die Sonne schien über den See, irgendwann ging die »blaue Stunde« in die dunkle Nacht über. Auf dem Heimweg war es dann gut zu wissen, dass diese Art von Stammtisch ihre Fortsetzung finden soll. Und dass am 13. August dieses Jahres im ehemaligen Schwurgericht in Naumburg die Jahrespräsentation der Winzer geplant ist …