Bei der Konferenz »Asyl in Sachsen« in Leipzig beraten verschiedene Initiativen und Verbände an diesem Wochenende, wie in Sachsen ankommende Flüchtlinge integriert werden können. Wir sprachen mit Franz Hammer vom mobilen Beratungsteam des Kulturbüros Sachsen.
kreuzer: Über welche Herausforderungen muss jetzt gesprochen, welche Schritte müssen jetzt geplant werden?
FRANZ HAMMER: Für uns als Organisatoren der Konferenz Asyl in Sachsen steht die Forderung nach menschenwürdiger Unterbringung an erster Stelle. Die derzeitige Situation ist vielerorts desaströs: hektisch wird nach geeigneten Objekten gesucht. Gerade Massenunterkünfte, wie Turn- und Messehallen, kritisieren wir. Sie fördern Übergriffe von außen genauso wie Konflikte zwischen den Bewohnerinnen.
Dringend notwendig ist aus unserer Sicht die Entwicklung längerfristiger Perspektiven. Deutschland ist eine Migrationsgesellschaft. Dies zu akzeptieren bedeutet, dass auf nahezu allen gesellschaftlichen Ebenen Veränderungen nötig sind, die Integration ermöglichen. Dies erstreckt sich von Bildungsangeboten über Arbeitszugänge bis hin zur Verkehrsplanung. Profitieren könnten von solchen Veränderungen alle hier Lebenden.
kreuzer: Die Stimmung in Sachsen ist an vielen Orten geprägt von offenem Ausländerhass. Was müsste aus Ihrer Sicht geschehen, um zu einem friedlichen Miteinander von Asylsuchenden und Alteingesessenen zu kommen?
HAMMER: Rassistische Proteste wie Pegida und Legida eröffnen den Raum für die Herabwürdigung Geflüchteter und senken gleichzeitig die Hemmschwelle für tätliche Übergriffe, die in den letzten Monaten massiv zunahmen. Eine neue, seit einigen Monaten verstärkt zu beobachtende Qualität haben alltägliche Beleidigungen, Bedrohungen und Angriffe aus der nächsten Nachbarschaft angenommen. Die Normalisierung rassistischer und neurechter Diskurse ist Gift für die Integration.
Zuträglich für das Zusammenleben sind aus unserer Sicht Begegnungsräume in denen sich alle Seiten sicher fühlen und selbstbestimmt aushandeln können, wie nächste Schritte des gemeinsamen Weges im Ort aussehen können. Dies leisten eine Vielzahl von Initiativen im Freistaat, welche ihre Erfahrungen bei der Konferenz Asyl in Sachsen einbringen.
kreuzer: Welche Verantwortung kommt dabei staatlichen Stellen zu? Welche Schritte können zivilgesellschaftliche Gruppen gehen, um den Integrationsprozess voranzutreiben?
HAMMER: Mit der Konferenz wollen wir dazu beitragen, die Forderungen aus der Initiativenlandschaft in Richtung Politik und Verwaltung zu tragen. Wichtigste Forderungen sind die Gewährleistung einer menschenwürdigen Unterbringung von Asylbewerberinnen sowie die Einbeziehung aller gesellschaftlich relevanten Gruppen einschließlich geflüchteter Menschen in die Entwicklung und Umsetzung von Teilhabekonzepten. Dafür muss die Politik die nötigen Rahmenbedingungen schaffen.