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Filmkritik

Verbohrte Männer und befreite Frauen

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Verbohrte Männer und befreite Frauen | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Kauziges aus Island, ein Western mit Frau und die Erfindung des Miracle Mop – das fängt Ja(hr) gut an. Frohes neues Kinojahr!

 

Film der Woche: Irgendwo im Norden Islands leben Gummi und Kiddi Seite an Seite und versorgen ihre Schafe. Ihre Schafherden werden als die besten des Landes angesehen und die beiden Brüder werden wiederholt für ihre preiswürdigen Böcke ausgezeichnet. Obwohl sie dasselbe Leben führen und das Land teilen, haben Gummi und Kiddi seit 40 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Als eine tödliche Krankheit bei Kiddis Schafen ausbricht, ist das ganze Tal bedroht. Die Behörden entscheiden, dass die Schafe dieser Region erlegt werden sollen, um einen weiteren Ausbruch zu verhindern. Das ist quasi ein Todesurteil für die Bauern, da die Schafe ihre Haupteinnahmequelle sind und viele verlassen ihren Hof. Aber Gummi und Kiddi geben nicht so schnell auf – und jeder der Brüder versucht die Katastrophe auf seine Art abzuwehren: Kiddi mit der Waffe und Gummi mit seinem Verstand. Um den Behörden entgegentreten zu können, müssen die Brüder zusammenkommen und ihre spezielle, jahrhundertealte Rasse zu retten und auch sich selbst.Raues, eigenwilliges, außergewöhnliches Kino aus Island. In Cannes erhielt Grímur Hakonarson den Hauptpreis der Sektion Un Certain Regard.

»Sture Böcke«: ab 31.12., Passage

David O. Russels neuer Film erzählt die Geschichte der Joy Mangano, einer alleinerziehenden Mutter von drei Kindern, wie sie zu einer der erfolgreichsten Unternehmerinnen der USA wird. In den 1970er Jahren in ärmlichen Verhältnissen in Long Beach aufgewachsen, zeigte sie bereits als Jugendliche Ambitionen einmal eine erfolgreiche Unternehmerin zu werden. 1990 entwickelt sie mit dem »Miracle Mop« ihr bis dato erfolgreichstes Produkt. Der Mop, der das lästige Auswringen per Hand überflüssig macht, wird zum Grundstein ihres Geschäftsimperiums. Der Regisseur von »Silver Linings« versammelt erneut sein Ensemble aus Robert DeNiro, Bradley Cooper und allen voran Jennifer Lawrence vor der Kamera, die sich durch ihre überzeugende Verkörperung der Titelheldin wieder einmal gute Chancen auf eine Oscarnominierung ausrechnen kann, auch wenn die Inszenierung etwas chaotisch geraten ist.

»Joy«: ab 31.12. Cineplex, CineStar, Regina Palast

kreuzer verlost Freikarten. Email an film@kreuzer-leipzig.de (Betreff: »Miracle Mop«)

Kurz nach dem Sezessionskrieg war es für die Siedler in Amerika nicht gerade einfach, über die Runden zu kommen und sich durchzuschlagen. Insbesondere in den dünn besiedelten Gegenden fernab der neu entstandenen Städte galt oftmals noch das Faustrecht. Wer die größere Waffe besaß, hatte die durchschlagenderen Argumente. In den ersten Szenen von „Jane Got a Gun“ kehrt der von Gewehrschüssen durchsiebte Bill Hammond auf seine Farm zurück, wo er von seiner Frau Jane und der gemeinsamen kleinen Tochter empfangen wird. Wer ihn so zugerichtet hat, ist schnell klar, und nachdem Jane die Kugeln entfernt und ihren Mann notdürftig verarztet hat, bringt sie zunächst einmal die kleine Katie in Sicherheit. Da sie weiß, dass sie den Kampf gegen John Bishop und seine Bande der Gesetzlosen kaum alleine bestreiten kann, sucht sie Hilfe bei Dan Frost, mit dem sie eine lange und leidvolle Vergangenheit verbindet. Gavin O’Connor (»Warrior«) baut auf die traditionellen Wild-West-Geschichten, wie man sie schon seit Jahrzehnten gerne filmisch verarbeitet. Der Mangel an Originalität wird durch eine verschachtelte Erzählstruktur ausgeglichen. Ein weiterer Vorteil besteht in der ausgesprochen guten Darstellerriege, die von einer robusten, aber keineswegs unglaubwürdig raubeinigen Natalie Portman angeführt wird. Ausführliche Kritik von Frank Brenner im aktuellen kreuzer.

»Jane Got a Gun«: ab 31.12., Kinobar Prager Frühling, Cineplex

Als der japanische Frühling in seiner schönsten Blüte steht, erlebt der Besitzer einer kleinen, zerschlissenen Imbissbude etwas Ungewöhnliches. Eine alte Frau, Tokue, hatte Sentaro schon viele Male angeboten, ihm in seiner kleinen Wirtschaft auszuhelfen. Denn die rote Bohnenpaste AN, die traditionell in die kleinen Doriyaki-Pfannkuchen gefüllt wird, gelingt Sentaro einfach nicht wie es die alte Kunst verlangt. Als Tokue ihm von ihrer selbst gemachten Bohnenpaste eine Kostprobe gibt, willigt Sentaro schließlich ein. Bald stehen Tokue und Sentaro in den frühesten Morgenstunden beisammen und bereiten die traditionelle Paste aus roten Bohnen zu, die einer kunstvollen Zeremonie des Kochens und Würzens unterzogen werden müssen. Der herausragende Geschmack der süßen Bohnenpaste beschert dem kleinen Laden schnell eine große Kundschaft. So geduldig Sentaro und Tokue in der Herstellung der Paste sind, so aufrichtig und gewissenhaft ist bald auch die Freundschaft, die die beiden verbindet. Doch Sentaro hatte es lange schon geahnt: Tokue hat ein Geheimnis, das ihrer beider Zukunft gefährden kann und bald muss Tokue eine Entscheidung treffen. Berührende, aber auch etwas betuliche Geschichte um zwei Einzelgänger, die durch die Fürsorge einer alten Dame aufblühen.

»Kirschblüten und rote Bohnen«: ab 31.12., Passage Kinos

 

Flimmerzeit Dezember

mit STAR WARS (Spoilerfrei), CAROL und DER KLEINE PRINZ plus DVD-Tipp (DIRTY TRIP) und Verlosung.

 


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