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Stadtleben

Was für merkwürdige Menschen

Beim Katholikentag sollen Politikprominenz und Ungläubige über die Flüchtlingsfrage diskutieren

  Was für merkwürdige Menschen | Beim Katholikentag sollen Politikprominenz und Ungläubige über die Flüchtlingsfrage diskutieren

Wenn Sie diese Zeilen lesen, sind Sie mit über 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht katholisch. Schließlich gehören in Sachsen nur 4,3 Prozent der Bevölkerung dieser Religion an. Dennoch oder deswegen findet der 100. Katholikentag Ende Mai in Leipzig statt. Am Mittwoch wurde das Programm vorgestellt, das auch für Nicht-Katholiken interessant sein könnte. Allerdings nicht für Politiker der AfD.

»Es wird keine Podiumsdiskussionen mit der AfD geben«, sagt Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. »Nach den Aussagen der letzten Tage über Stacheldraht und Schießbefehl hat sie sich endgültig aus dem demokratischen Konsens verabschiedet.« Dennoch wird der Katholikentag sehr politisch werden, die derzeit alles überragende politische Diskussion des Umgangs mit der Flüchtlingsfrage und die damit verbundenen Fragen nach Integration bilden den Themenschwerpunkt. Von Bundestagspräsident Norbert Lammert bis zu Innenminister Thomas de Maizière werden Politiker diskutieren, unter anderem mit Vertretern von Pro Asyl. Dass Parteien, die sich schon in ihrem Namen christlich nennen, auch eher unchristliche Positionen bekleiden können, scheint Sternberg bewusst zu sein. »Der Katholikentag ist nicht das Sprachrohr der CDU/CSU«, betont er und fügt hinzu, dass er den Vorschlag der Obergrenze für zu kurzfristig gedacht und nicht hilfreich finde. Dennoch sehe er die Aufgabe des Katholikentages auch darin, Menschen, die bei Pegida oder Legida nur mitlaufen und nicht radikal seien, offen entgegenzukommen und mit ihnen in den Dialog zu treten. »Entängstigen« laute da das Ziel und »Seht, da ist der Mensch« das Motto des Katholikentages, das den individuellen Menschen in den Fokus rücken soll.

Und ja, auch die Veranstalter sind sich der geringen Zahl Gläubiger in Stadt und Umland bewusst. Sogleich fragt auch eine Kollegin der Bild-Zeitung keck, ob die Entscheidung für Leipzig ein »Experiment« oder doch eine bewusste Entscheidung war. Bewusste Entscheidung natürlich, betont Sternberg, »für Leipziger, die sich fragen, was sind das für merkwürdige Menschen, diese katholischen Männer und Frauen«. Neu ist daher die Themenreihe »Leben mit und ohne Gott«, bei der auch Nicht-Gläubige unter anderem mit Ministerpräsident Bodo Ramelow unter der Überschrift »Ich glaub’ nichts, mir fehlt nichts« diskutieren können. Zwei Bischöfe bieten auch an Kneipentheken Gespräche über Gott und die Welt an, was dann vielleicht doch eher als Experiment gewertet werden kann. Auch Probst Gregor Giele von St. Trinitas witzelt, dass die 80 Prozent ja auch nicht unbedingt Atheisten seien, sondern »noch Unentschlossene«.

Dass Leipzigs Stadtrat eine Million Euro für den Katholikentag beisteuerte, sorgte damals für Unmut bei vielen der »noch Unentschlossenen«. Das sei aber schon rein geschäftlich eine sinnvolle Investition gewesen, weil die Stadt von der Großveranstaltung finanziell auf jeden Fall profitiere, erklärt Sternberg. »Ich hoffe aber, dass sie auch vom Geist profitiere.« Denn der Katholikentag sei keine interne Betriebsversammlung. »Mischt euch ein, sagt eure Meinung«, fordert Sternberg die Leipziger auf. Joachim Gauck wird kommen und voraussichtlich über irgendwas mit Freiheit und DDR-Bürgerbewegung diskutieren. Und auch Angela Merkel sei »sehr interessiert«, muss aber blöderweise zum G7-Treffen nach Japan. Doch der Programmchef hat Hoffnung. »Berlin verhandelt gerade noch mit Tokio.«


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1 Kommentar(e)

Lisa 03.02.2016 | um 14:41 Uhr

coole Sache, bin gespannt wie es wird.