Bioladen hin, urbanes Gärtnern her – so richtig naturnah fühlt sich das Leben in der Stadt nur selten an. Zum Glück ist das Land in Leipzig nie fern. Das Örtchen Lindenthal etwa firmiert zwar offiziell als Stadtteil. Doch schon der Umstand, dass der Radweg dorthin hinter Gohlis durch offene Felder führt, macht die Bezeichnung »Dorf« zutreffender als »Stadt«. Das Örtchen am nördlichen ausfransenden Rand von Leipzig bietet den Städtern aus den Betonschluchten seit 1. Juni ein rundum saniertes Naturerlebnis: Das Ökobad hat wieder eröffnet.
Der Badeteich musste vor gut zwei Jahren geschlossen werden. In seinem nicht gechlorten Wasser und am Grund hatten sich zu viele Bakterien und Algen heimisch eingerichtet. Eine Baufirma sanierte für rund 350.000 Euro die Stege und baute eine neue biologische Filteranlage ein.
Das Ergebnis überzeugt: Beim Ortsbesuch Anfang Juni ist die Badetemperatur angenehm warm. Der grüne Schimmer verrät die Algen, die im Teich leben. Dennoch ist das Wasser klar genug, dass man bei 1,60 Meter Tiefe problemlos seine Füße am Grund sehen kann. Mit Seilen verbundene Holzkörper trennen die Schwimmbereiche von sensiblen Uferzonen ab, in der Mitte der rund 5.000 Quadratmeter großen Wasserfläche fordert ein viereckiges Luftkissen dazu heraus, sich mit der richtigen Technik an Deck zu schwingen und sich anschließend wieder ins kühle Nass zurückplumpsen zu lassen.
Den ökologischen Charakter des Bads unterstreichen die verwendeten Baustoffe: Neben dem Steg sind alle Handläufe und die Umkleidekabinen aus Holz. Bei den ins Wasser führenden Treppen wurden Natursteine verwendet. Lediglich Leitern, Duschen und ein paar Wasserdüsen sind aus Metall. Abgebaut wurde auch die große Plastikrutsche, auf der früher vor allem die jüngsten Badbesucher ein ums andere Mal ins Wasser glitten. Die Kinder finden dafür nun einen neuen Matschspielplatz und ein Klettergerüst im Stile eines Piratenschiffs vor.
So richtig groß ist das Ökobad Lindenthal nicht. Die ehemalige Sandkuhle ist eben ein Teich und nicht mit den gefluteten Tagebauen im Süden vergleichbar. Dafür ist es überschaubar und gemütlich. Ruhigere Naturen dürften sich hier wohler fühlen als an der trubeligen Schladitzer Bucht.