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Essen & Trinken

»Schaffe einen Platz zum Essen«

Was kommt heraus, wenn Designer und Architekten diesem Aufruf folgen?

  »Schaffe einen Platz zum Essen« | Was kommt heraus, wenn Designer und Architekten diesem Aufruf folgen?

Enkotopia nannte der Gastronom Dietrich Enk seine Zukunftswerkstatt, die im Rahmen der Designers Open 2016 im neuen »Eventraum« Enk 6 in Halle 6 auf dem Spinnereigelände stattfand. Jeweils einen Platz zum Essen schufen schließlich fünf Designer, Designteams und Architekten aus Halle/Saale und Leipzig.

Die Kreativen ließen ihren Gedanken freien Lauf und schufen angelehnt an den Ort einer ehemaligen Werkhalle mit grauen Wänden und gemauerten Säulen fünf grundverschiedene Tische mit spezifischem Ambiente ringsum. Die jeweiligen Mittel dazu: Upcycling, Architektur, Grafikdesign. Nicht immer ging es dabei für die Gäste besonders bequem zu, denn was auf den ersten Blick hipp aussieht, erwies sich im Praxistest als gewöhnungsbedürftig. Das machte aber nichts, denn erstens durften an den zwei angesagten Dinner-Abenden die jeweils zu Sechst an einem Tisch platzierten Gäste nach jedem Gang wechseln, zweitens räumten die Macher nach den drei Tagen alles wieder weg. Wer künftig hier feiern und tafeln will, könnte Mobiliar aus dem ehemaligen Restaurant Palermo erkennen, dass laut Enk »umlackiert und wieder aufgestellt« werden soll.

Kleiner Auszug: Am Tisch »Die neue Mitte« saßen die Gäste zwar im Kreis, aber Rücken an Rücken, vor sich ein eigenes Tischlein, an dem das Serviceteam (stilvoll in Schwarz) gekleidet beim ersten Gang mit Zitronenöl confierten Saibling, Feldsalat, geröstete Haselnüsse und Sanddornjoghurt als Dressing reichte. Wer sich noch nicht kannte, kam an diesem Punkt auch noch nicht ins Gespräch. Das gelang dann aber beim Wechsel, zum Beispiel am Tisch »Pausenraum«. Dabei bot das Menü des Abends, von Lisa Angermann kreiert und mit Unterstützung von Andreas Reinke und Sven Krieg vor Ort zubereitet, durchaus Gesprächsstoffnicht allein auf Grund der Topqualität, sondern auch durch zum Teil exotische Zutaten wie kandiertem Kombu, also essbarem Seetang. Wer am Tisch »Die Stelle« auf beleuchteten, weißen Plastikeimern zum Sitzen kam, wurde durch eine wunderbar geflämmte Langoustine mit Blumenkohl-Nussbuttercreme, Feigenviertel und Kaffeeöl entschädigt, Die Zwerchrippe vom Black-Angus Rind zu Schwarzwurzel, roter Rübe und einer fleischigen Soja-Aubergine schmeckte dann schließlich am Tisch »ein bisschen Barock« auf Sitzmöglichkeiten aus Dachlatten in einem umliegend goldig gestaltetem Raum. Kontrastreich wie das opulente Mahl wirkte hier die Tische-Deko aus Pappmaschee. Zum Dessert, Quitte mit Nougatcreme und Kokosparfait, brannten die Kerzen beim »Candlelight-Dinner mit Pyramiden«. Und weil Enk das Glück hat, dass ein Weingut (zufällig) seinen Namen trägt, schenkten die Serviceleute Grauburgunder vom Weingut Enk an der Nahe und eine Petz Enk Sonderedition des Pfälzer Winzers Oliver Zeter ins Glas.

Dass so ein Abend nur mit einem gut eingespielten Team gelingt, steht außer Frage. Vor allem aber den Namen der begnadeten Köchin Lisa Angermann sollte man sich merken: Sie sammelte bereits Meriten bei Koch-Größen wie Cornelia Poletto, Peter Maria Schnurr oder Heiko Antoniewicz und drückt derzeit als Küchenchefin des Restaurants Pilot der Speisekarte dort ihren Stempel auf.


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