Grit Lemke verlässt das Dok Leipzig. Das ist überraschend. Denn mit niemandem identifizierte man in den vergangenen zwei Jahrzehnten das Internationale Festival für Dokumentar- und Animationsfilm so sehr wie mit ihr.
Ihre Arbeit als Programmgestalterin und zuletzt Hauptverantwortliche für die Programmauswahl prägte das Festival. Grit Lemke geht nicht freiwillig. Offenbar hat ihr die Festivalleitung keinen neuen befristeten Arbeitsvertrag angeboten, sondern einen Honorarvertrag. Dieser sieht aber nur noch eine Mitarbeit in der Programmauswahl vor, nicht mehr deren Leitung. Leena Pasanen war am Abend nicht mehr zu erreichen, gegenüber dem MDR begründete die Intendantin und Geschäftsführerin des Dok Leipzig die »Umstrukturierungen« damit, dass bisher zu viel Arbeit bei einer Person gelegen habe. »Wir wollen viele Positionen neu definieren.« Zum Weggang der ehemaligen Programmchefin sagte sie: »Ich habe Grit Lemke ein Angebot für eine neue Stelle gemacht. Daran ist sie offenbar nicht interessiert. Wenn doch, muss es von ihr kommen.«
Der Weggang von Grit Lemke ist der bisherige Höhepunkt der Querelen, die das Dok seit einiger Zeit überschatten. Mehrere Mitarbeiter hatten ihre langjährigen Positionen beim Festival bereits verlassen, etwa Annegret Richter, ehemalige Leiterin der Animation beim Dok. Mit Grit Lemke gehen zwei weitere Mitglieder der Auswahlkommission, darunter der Filmemacher Matthias Heeder. Gegenüber dem MDR sagte er, durch das Ausscheiden Lemkes sowie eine angekündigte weitere Reduzierung des Programms sehe er das Festival gefährdet. Andere Stimmen werfen Pasanen vor, das Festival vor allem wirtschaftlich auszurichten. Dabei sei es in der Vergangenheit besonders der menschliche Faktor gewesen, der die Arbeit im Team prägte. Grit Lemke war seit 1991 beim Dok Leipzig tätig, 2010 wurde sie Leiterin des Dokumentarfilmprogramms.