Im Renkli gibt es das beste Rinder-Tatar der Stadt. So sagen es bei unserem Besuch jedenfalls die Leute am Nachbartisch, die die letzten drei Portionen genossen haben. Die Weinbar am Anfang der Karl-Liebknecht-Straße hat ein wechselndes, kleines Barfood-Angebot für den großen wie den kleinen Hunger, das an dem Abend von Bulgur über Markknochen bis zum Bauernfrühstück reicht.
Nach kurzer Beratung serviert uns Fatih Demirbas einen kleinen Salat aus Paprika, Tomaten und Rauke, einfach, aber effektvoll mit Zwiebeln, Öl und Essig angemacht, und eine Pizza mit Spinat. Deren hausgemachter Teig ist knusprig und nicht zu dick, der Belag ist üppig, aber nicht überladen, dem Spinat sind weitere Gemüse und weißer Käse an die Seite gestellt. Schnell wird klar: Hier wird mit Liebe zum Detail gearbeitet. Das verdeutlicht auch die Beratung zu den flüssigen Begleitern des Abends, denn schließlich geht man nicht nur zum Essen in eine Weinbar. Demirbas erfragt, wonach dem Gast der Sinn steht, und bringt Vorschläge an den Tisch, die er mit präzisen Beschreibungen und in mundgeblasenen Gläsern vorstellt. Der Petz von Oliver Zeter aus der Pfalz wird als deutscher Wein mit internationalem Geschmack angekündigt, es finden sich darin Anklänge an Merlot und Barolo, der Tropfen ist vollmundig und fruchtig, ohne allzu leichtfüßig durch die Kehle zu rinnen. Dem folgt ein Riesling, den Demirbas einen »Wein für Erwachsene« nennt – erst kommt er ein wenig ernst um die Ecke, um sich dann prächtig und in vielgestaltigen Aromen zu entfalten. Die Reben wachsen auf dem Kallstadter Steinacker, stammen also ebenfalls aus der Pfalz.
Demirbas, im Harz geboren und aufgewachsen, hat ausschließlich deutsche Weine. »Auf dem Wein liegt mein Augenmerk und mit dieser Auswahl fühle ich mich sicher«, erklärt er das Angebot. Außerdem kennt er fast alle Personen, die an der Herstellung der Weine beteiligt waren, zum Beispiel vom Studium der Internationalen Weinwirtschaft in Geisenheim. Dorthin verschlug es ihn, nachdem er selbst einige Zeit im Weinberg gearbeitet hatte. Hinzu kamen Erfahrungen in der Gastronomie und im Oktober eröffnete er mit dem Renkli seinen eigenen Laden. Renkli ist türkisch und heißt bunt. Unterschrieben ist der Name mit »Wein und Angst«. Dabei zeigt das Lokal, dass Angst nun gerade nicht das ist, was sich beim Weintrinken einstellen muss. Die Atmosphäre ist freundlich, offen und gediegen, und ganz sicher braucht sich niemand zu fürchten, wenn er zugibt, von Wein keine Ahnung zu haben. Schließlich kann auch zu Bier und Spirituosen gegriffen werden – diese Auswahl ist ebenfalls klein, aber mit Bedacht erfolgt.