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Kultur

Ein Schippchen Frost mehr

Winterfest-Evil: Die Bandcommunity begrüßt mit Pesthauch das neue Jahr

  Ein Schippchen Frost mehr | Winterfest-Evil: Die Bandcommunity begrüßt mit Pesthauch das neue Jahr

Minus vier Grad sind angesagt fürs Wochenende – fast zu warm fürs Winterfest-Evil. Gehören da doch klassischerweise eine zweistellige Frier-Gradzahl hin. Als Klassik-Opener der Konzertsaison ist das zweitägige Festival gut erprobt. Die Macher der Bandcommunity schenken sich damit zugleich ein Wochenende ihrer Lieblingsmusik. Die fällt eben für viele in die Bereiche rumpelig, knüppelschnell und dröhnend.

Auch die Aufteilung in einen Death- und Black-Metal-Abend hat sich beim Winterfest-Evil bewährt, wobei gegen einen Mix eigentlich auch nichts sprechen würde. Den Freitag beherrschen die Schwarzmetaller und gleich zwei Lokalgewächse steuern ihren tödlichen Pestilenz-Bärlauch-Atem bei. Humanitas Error Est haben eine weitere Probemöglichkeit, ihre Bühnenperformance zu verbessern. Im Vergleich zu ihrem ersten Auftritt vor drei Jahren im K3 sahen sie bei späteren Gigs schon weitaus ernstzunehmender aus – sicher auch, weil sie auf die wacklig-gestelzte SM-Whip-Einlage verzichteten. Der kehlig kumulierende Zwiegesang ist dabei natürlich Geschmackssache. Den Pegel etwas mehr in Richtung Atmosphäre lassen die Antlers – auch aus LE – ausschlagen. Mit kleiner hymnischer Note blicken sie tief in den Abgrund, bis die Gitarren zu kurz kreischenden Höhenflügen ansetzen, um nachher wieder alles und alle hinab zu ziehen. Arroganz (Cottbus) muss man eigentlich nicht mehr vorstellen. Sie verweben Black mit ordentlich viel Death, wobei der Gesang im kratzigen Dunkeln aufheult. Spätestens jetzt wird keiner mehr vor der Tür auf ein Zigarettchen frieren wollen. Ein Schippchen Frost legen Eïs (Porta Westfalica) drauf. Bassig, doomig schiebt sich die Eislanze voran, rutscht jenseits ausgefranster Skipisten die Riff-Hänge herunter. Gelegentlich fährt ein Nietzsche-Zitat auf einem Schlitten mit. So geht Black-Metal-Avantgard – falls es so was gibt.

Am Samstag wird’s dann tödlich. Headliner Disbelief (Dieburg) bringen ein Vierteljahrhundert extremen Death-Krach auf die Bühne, Keitzer (Münster/Essen/Osnabrück/Stadtlohn) grinden sich zuvor die Seele aus dem fauligen Leib. Den Shift in Richtung Brutal-Death legen Pighead (Berlin/Leipzig/Mannheim/Karlsruhe) hin und klackern die Drums in Stücke. Auch den Opener Wound Spreader sollte man sich unbedingt geben. Die Herren aus Leipzig kennt man aus vielerlei Musikprojekten, hier ballen sie sich zusammen zum fröhlich forschen Todespferdgalopp. Trotz der recht kurzen Bandgeschichte wird hier eine gut abgehangene Schwarte gereicht, ziemlicher reifer heißer Scheiß. Ergo: Pünktlich sein.


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