Weil sein Deutsch für den hiesigen Arbeitsmarkt nicht ausreichend war, hat der Kanadier Matthew McDonough ein Café eröffnet, in dem er vor allem seine Schallplatten unterstellen kann. Es gibt auch leckeren Kuchen.
Die Tafel vor der Tür am Eckhaus zur Sattelhofstraße preist Coffee to go an, daneben ist ein Fixie-Rad angeschlossen. Die Georg-Schwarz-Straße ist eng und hochfrequentiert wie eh und je, die Straßenbahnlinie 7 steuert Richtung Böhlitz-Ehrenberg oder Sommerfeld. Nebenan ist eine Schule, in der Nachbarschaft versuchen sich Ateliers zwischen alten Fassaden. Die Premiere-Sportsbar gegenüber hat es nicht geschafft. Sie steht leer, trotz Riesenleinwand und obwohl sie sich als Raucherkneipe anpries.
Ein Jahr lang hat Betreiber Matthew McDonough das Erdgeschoss des Eckhauses ausgebaut. Er ist gebürtiger Kanadier und seit 2014 in Leipzig. Halb im Scherz erzählt er, dass sein Deutsch für die meisten Jobs auf dem hiesigen Arbeitsmarkt nicht ausreichend sei und er im Café immerhin seine Plattensammlung unterbringen könne. Tatsächlich steht »Vinyl« nicht zum Spaß im Namen, sondern alphabetisch sortiert im Regal hinter dem Tresen. Außerdem werben Kisten am Eingang dafür, sogenannte »gebrauchte Vinyl« für einen Euro zu erwerben. Ein Katalog verzeichnet 497 Platten unter anderem aus den Kategorien Jazz, Weltmusik, Post Punk, Krautrock, Garage oder Hiphop. Die Nummer 401 ist die 12-Zoll-EP »Kill Your Idols« von Sonic Youth. Da müssen die anderen Gäste nun durch.
Man sitzt auf drei kleine Räume verteilt und doch familiär an einem Dutzend Tische. Das Mobiliar hätte kein Flohmarkt uneinheitlicher bereitstellen können. Polsterstühle, Sofas, ein Telefon mit Wählscheibe und eine Wetterstation sorgen für ein bisschen Wohnzimmeratmosphäre, die freilich jäh durch die fauchenden Geräusche der Kaffeezubereitung verfremdet wird. Neben Heißgetränken und Limos (bis drei Euro) bietet die Theke Quiche und Kuchen. Bei unserem Besuch ist das ein sehr gehaltvoller Zupfkuchen mit Himbeeren und ein Kanadischer Walnusskuchen mit Ahornsirup, beides gefertigt und geliefert von einem Backcatering. Für die Quiche mit Minitomaten wurde erfreulicherweise nicht an Ei gespart. Von luftiger Konsistenz und gut gewürzt, wird sie auf Tellern mit Goldrand serviert, die es als Reste von Uromas Service ebenfalls vom Flohmarkt hierher geschafft haben.