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Filmkritik

Endlich Sommer!

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Endlich Sommer! | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Auch wenn es draußen noch nicht danach aussieht: Es ist Sommer(kino)! Zum einen gab der achte Teil der »Fast & Furious«-Reihe in der letzten Woche den Startschuss für die Sommer-Blockbuster-Saison. Zum anderen verlegt in dieser Woche das Sommerkino die Leinwand nach draußen: Das Open Air Kino der Kinobar Prager Frühling eröffnet traditionsgemäß die Freiluftsaison mit einem Kurzfilmprogramm. Die kommenden Monate bis September flimmern wieder Highlights des vergangenen Kinojahrs, beliebte Klassiker und exklusive Previews über die Leinwand im Hof. In diesem Jahr feiert das Sommerkino auf der Feinkost seinen zehnten Geburtstag. Wir gratulieren! (Foto: Martin Kiebeler)

28.4., Eröffnung des Sommerkinos auf der Feinkost, www.kinobar-leipzig.de/sommerkino/

Film der Woche: Aus dem Off erklingt die Stimme des Erzählers. Ein Stilmittel der Nouvelle Vague, das der Erzählung etwas Romanhaftes gibt, in die Geschichte hineinzieht und die Leerstellen ausfüllt. »Schlösser aus Sand« sind es, die Eleanor und Samuel bauen. Ein fragiles Beziehungsgeflecht, das sie an der Côtes d'Armor schufen und das die Gezeiten eingerissen haben. Nun sind sie getrennt und erst der Tod von Eleanors geliebtem Vater, bringt sie wieder zusammen. Zunächst nur als Zweckgemeinschaft, denn Eleanor braucht einen Fahrer und jemanden, der ihr bei der Abwicklung des Hauses in der Bretagne hilft. Doch die Erinnerungen an ihre Zeit mit Samuel sind allgegenwärtig in den Tagen am Meer, zwischen den Hausbesichtigungen der Fremden, die ihre eigenen Geschichten mitbringen. Regisseur Olivier Jahan vermischt sie zu einer bezaubernden Melange aus verpassten Chancen und unerfüllten Träumen. Seine Figuren sind nuanciert gezeichnet und leben über den Film hinaus, der eine sommerliche Leichtigkeit in sich birgt und eine Poesie und Leidenschaft, wie sie so typisch ist für das französische Kino. Dazu erklingen auf dem Soundtrack die sehnsuchtsvollen Songs von Patrick Watson. Ausführliche Kritik von Peter Hoch im aktuellen kreuzer.

»Schlösser aus Sand«: ab 27.4., Passage Kinos

Was für ein Auftakt! Die erste Szene in »Guardians of the Galaxy 2« lässt Großes hoffen. Baby-Groot zu »Mister Blue Sky« von ELO tanzen zu lassen, während seine Freunde im Hintergrund gegen ein riesiges Ekelbiest kämpfen, ist schlicht genial. Die Mischung aus Wahnsinn, Witz und Special-Effects scheint perfektioniert, das Wiedersehen ist rundum gelungen und auch der Soundtrack stimmt. Der ist auf der gesamten Laufzeit von 137 Minuten dann aber auch fast das Einzige, was durchgehend auf hohem Niveau bleibt. Dazwischen hängt James Gunns Fortsetzung des Überraschungshits von 2014 ganz schön durch. Einige Szenen bleiben als unschöne Erinnerung haften und es ist eklatant offensichtlich, dass die Macher den Actionwahnsinn hervorragend beherrschen, aber Emotionen so ganz und gar nicht. Die Szenen mit Sylvester Stallone sind vollkommen überflüssig, die mit Kurt Russel erinnern mal wunderbar an Carpenters »Starman« und passen hier perfekt in die Achtziger-Hommage, die sich durch den ganzen Film zieht. Dann wieder wirken sie hochgradig peinlich, dass man sich die ironische Brechung, die sonst an der Tagesordnung ist, hier ganz besonders wünscht. Die Story bedient sich derweil der bekannten Klischees, aber die war auch schon beim ersten nicht unbedingt für den Erfolg verantwortlich. Am Ende geht es um Familie und damit geht »Guardians of the Galaxy 2« nicht nur Hand in Hand mit dem aktuellen »Fast & Furious«-Aufguss, er spielt damit auch seinen größten Trumpf aus. Denn bei aller Kritik ist auch Teil Zwei ein riesengroßer Spaß mit liebgewonnenen Charakteren, grandiosen Sprüchen und irrwitzigen Ideen, an denen es im Blockbusterkino meist mangelt. Am Ende retten die Guardians also nicht nur die Galaxy, sondern auch ein Stück weit das verkorkste Skript.

»Guardians Of The Galaxy Vol. 2«: ab 27.4., Cineplex, CineStar, Regina Palast

»Stooges Forever« steht auf dem Gong, auf den eine leicht bekleidete Person immer wieder draufhaut. Jim Jarmusch hat mit »Gimme Danger« einen Film über seine Lieblingsband gedreht. Und das verspricht erstmal viel. Der supercoole Regisseur der letzten 30 Jahre über die supercoole Band der Sechziger und Siebziger Jahre. The Stooges krachten in die Sechziger, als wäre der Rock’n’Roll noch nicht und Punk gerade eben erfunden worden. Wie wild das alles war damals, wie die Flaschen flogen, wie das Stagediving schmerzte, erzählt Jim Osterberg mal in mehr, mal in weniger unterhaltsamen Anekdoten. Manchmal lässt er einen verschmitzten Humor durchleuchten, manchmal ist er genauer Chronologe seines selbst geschaffenen Werkes. Auch davon, wie die Stooges ihrer Zeit voraus waren und irgendwann wieder bei ihren Eltern einziehen mussten. Osterberg, der sich schnell den Namen Iggy Pop gab, ist ein alter Bekannter von Jim Jarmusch, trat schon in »Dead Man« und »Coffee & Cigarettes« auf. In »Gimme Danger« ist er die Hauptfigur, die aus seinem Leben erzählt. Heraus kam ein überraschend konventioneller Dokumentarfilm, was man weder von Jim Jarmusch noch Iggy Pop erwartet hätte. Ausführliche Kritik von Juliane Streich im aktuellen kreuzer.

»Gimme Danger«: ab 27.4., Passage Kinos

»Krieg soll alle falschen Elemente der Gesellschaft beseitigen.« Das war das Mantra der geistigen Führerin der ersten mystischen Aufstände im Norden Ugandas. Ende der Achtziger terrorisierten die Rebellen der »Lord's Resistance Army« (LRA), der »Widerstandsarmee des Herrn«, den Norden Ugandas. Die Folgen reichen bis in die Gegenwart. Mehr als 26.000 Heranwachsende wurden in den letzten 25 Jahren von der LRA verschleppt. Weniger als die Hälfte kehrte in die Heimat zurück. Die geraubte Kindheit hinterließ Spuren. Mitten in der Nacht entrissen die Soldaten 13-Jährige ihren Familien, bildete sie an der Waffe aus und schickten sie in einen blutigen Konflikt. Das Grauen, das diese Kinderaugen sahen, ist unvorstellbar. Der französische Autor und Dokumentarfilmer Jonathan Littell erzählt die Vergangenheit durch die Augenzeugenberichte der erwachsenen Freunde Geoffrey, Nighty, Mike und Lapisa. Sie waren Kindersoldaten, die einst von Joseph Kony, dem Kopf der LRA, gezwungen wurden, Menschen zu töten. Littell stellt die Ereignisse nach und mischt sie mit Archivaufnahmen. Die leeren Blicke der Kinder erzählen vom Grauen des Erlebten. Ein erschreckendes Dokument, das Littel mit langen Kamerafahrten durch die üppige Natur zu einem Fluss des Grauens verbindet. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»Wrong Elements«: ab 27.4., Luru Kino in der Spinnerei

Flimmerzeit_April_2017

 

Weitere Filmtermine der Woche

Der Marsianer Sehenswerte One-Astronaut-Show mit Matt Damon, basierend auf dem Bestseller von Andy Weir. - Medien.Machen.Teilhabe Kino 27.4., 10 Uhr, Cineding



Remake, Remix, Rip-Off Ein unterhaltsamer Blick in die Kopierkultur des türkischen Kinos. – anschl. Gespräch mit dem Regisseur Cem Kaya – Türkei: Zensur und Widerstand 27.4., 19.30 Uhr, Cinémathèque in der Nato



Denk ich an Deutschland in der Nacht »Denk ich an Deutschland in der Nacht« ist die vierte Dokumentation von Romuald Karmakar über Techno und artverwandte Stile. Zu Wort kommen in diesem: Ricardo Villalobos, Sonja Moonear, Ata, Roman Flügel und David Moufang. Anschl. Club mit Ata (Robert Johnson), Jennifer Touch (Riotvan), Peter Invasion (Riotvan) 28.4., 19.30 Uhr, 21.30 Uhr, Institut für Zukunft

Hey Bunny Ein misanthropischer Ex-Hacker gerät in den Verdacht, die Forschung eines Instituts zur Glücksforschung sabotiert zu haben. Die Regisseure und Hauptdarsteller Lavinia Wilson und Barnaby Metschurat stellen ihr Regiedebüt am 28.4. persönlich vor. 28.4., 20 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei

Das brandneue Testament Gott existiert. Er ist ein Arschloch und lebt in Brüssel. Seine perfiden Experimente lässt er an den Menschen aus. Seine Tochter Èa kann das nicht länger mit ansehen und versucht die Dinge gradezurücken. – Filmreihe zum »Leipziger Kirchentag auf dem Weg«, Thema: Neues Evangelium oder Blasphemie? 30.4., 13 Uhr, Passage Kinos 




Trockenschwimmen Die Leipziger Filmemacherin Susanne Kim begleitet eine Gruppe von älteren Damen und Herren dabei, Schwimmen zu lernen. Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie die Schüler selbst. Berührender, kunstvoller Einblick in Lebenswelten. Premiere in Anwesenheit der Regisseurin Susanne Kim, Produzent Holm Taddiken und Protagonistin Monika 30.4., 11.30 Uhr, Passage Kinos 




Ein Haufen Liebe Die Leipizger Filmemacherin Alina Cyranek begleitete Frauen einer Theatergruppe und ließ sie über ihr Leben und ihren Lieben erzählen. 2.5., 17 Uhr, Kinobar Prager Frühling


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